4. Heil und Heilung
Krankheit und Tod stehen im Gegensatz zu Gottes ursprünglicher Schöpfung (1Mo 1,31; 2,17; 3,14ff.; Röm 5,12ff.). Auch im zukünftigen Reich Gottes wird es keine Krankheit und kein Leid mehr geben (Offb 21,4). Sie haben ihren Ursprung in der Trennung des Menschen von Jahwe. Doch auch in der gegenwärtigen, von Sünde gekennzeichneten Welt sind die Menschen der Krankheit nicht pauschal ausgeliefert. Gott selbst bezeichnet sich als Arzt, der von Krankheit heilt (1Mo 20,17; 2Mo 15,26; Hiob 5,18; PS 103,3); ihn sollen die Menschen um Heilung bitten (2Kön 1,2ff.). Die Ernsthaftigkeit ihrer Hinwendung zu Gott brachten die Menschen zum Ausdruck, indem sie gleichzeitig auf Nahrung verzichteten (2Sam 12,16ff.) und sich bewusst von falschem Verhalten distanzierten (4Mo 25). Prinzipiell will Gott den Leidenden von seiner Krankheit befreien. Durch sein heilendes Eingreifen will er den Menschen seine Gnade (Phil 2,27), seine Liebe (Jes 38,17) und seine Macht (Lk 5,17) konkret vor Augen führen.
Auch im Neuen Testament wird Krankheit als gottfeindliche Macht betrachtet (Lk 13,11.16). Jesus ist gekommen, um „die Werke des Teufels zu zerstören“ (1Joh 3,8). Er heilt Kranke und eröffnet sündigen Menschen einen Weg zur Vergebung ihrer Schuld. Seine Heilungen sind dabei von keiner festen Zeremonie abhängig. Jesus heilt Menschen die ihm unmittelbar gegenüberstehen (Mk 1,31; Mt 4,23), aber auch weit entfernte Kranke (Mt 8,13). Manchmal legt der den Betroffenen seine Hände auf (Mk 6,5; Lk 13,13), manchmal genügt die Berührung seiner Kleider (Mt 14,35f; Mk 5,27-34) oder ein vollmächtiges Wort (Mt 8,8.13).
Im Handeln von Jesus verwirklicht sich die alttestamentliche Ankündigung des Knechtes Gottes, durch dessen Leiden Krankheit und Wunden der Menschen geheilt werden können (Jes 53,3-5.10; Mt 8,17). Gleichzeitig werden die spektakulären Heilungen als Beleg der göttlichen Vollmacht von Jesus verstanden (Mk 16,17.20; Joh 2,23; 20,30; Apg 2,19.22). In seinem Auftrag sind auch Jesu Jünger in der Lage, Menschen von ihren Krankheiten zu heilen, böse Geister auszutreiben und sogar Tote aufzuerwecken (Mt 10,1; Mk 6,13; Lk 9,1-10,9; Apg 3; 5,12.15f; 28,8f.). Ganz allgemein werden von Jesus auch für die spätere Gemeinde Krankenheilungen vorhergesagt, an denen Andersgläubige die Größe Gottes erkennen sollen (Mk 16,17-20).
Dem Eingreifen Gottes geht im Neuen Testament zumeist die vertrauensvolle Bitte des Kranken um Heilung voraus. Dieser wendet sich entweder direkt an Jesus oder im Gebet an Gott (Mt 8,10.13; 9,22; Mk 5,34; 10,52; Lk 18,42; Apg 14,9f.). Einzelne Christen erhalten vom Heiligen Geist die Gabe der Krankenheilung (1Kor 12,9), um damit Gott zu verherrlichen und den Glaubensgeschwistern zu helfen. Jeder kranke Christ wird aufgefordert, alle noch nicht vergebenen Sünden Gott zu bekennen, um jede individuelle Sünde als Krankheitsursache auszuschalten. Dann soll er sich an die Ältesten seiner Gemeinde wenden, die aufgefordert werden über dem Kranken zu beten und ihn mit Öl zu salben (Jak 5,14). Dabei werden weder ein spezieller Ritus noch eine bestimmte Ölmischung genannt; sodass angenommen werden kann, dass nicht das Öl, sondern das totale Vertrauen in Gottes Macht Voraussetzung der Heilung ist. Wie Naeman sich einer medizinisch unsinnigen Waschung im Jordan unterzieht (2Kön 5,1ff.), oder der Blinde sich von Jesus vertrauensvoll Straßendreck auf die Augen schmieren lässt (Joh 9,6), so soll der gläubige Christ seinen Kopf oder sein erkranktes Körperteil mit Öl bestreichen lassen, um seinem Vertrauen in Gott Ausdruck zu verleihen, der heilen kann wann und wie er will.
Personifiziert zuständig für das umfassende Heil des Menschen ist Gott als sein „Heiland“ (1Chr 16,35; Ps 17,7; 51,16; 85,5; Jes 43,3; 1Tim 1,1; Tit 1,3). Er allein kann sowohl alle Krankheiten heilen als auch die eigentliche Ursache jeder Krankheit beseitigen, die nach biblischer Diagnose vor allem im chronischen Konflikt des Menschen mit Gott zu suchen ist. Im Neuen Testament wird Jesus Christus als Heiland Israels (Lk 2,11; Apg 5,31), der Gemeinde (Eph 5,23), so wie aller übrigen Menschen bezeichnet (Joh 4,42; 1Joh 4,14).
Neben der rein menschlich medizinischen Bekämpfung von Krankheit (3Mo 13,37; Jos 5,8; 2Chr 21,18) wird in der Bibel die Wiederherstellung der Lebensordnung Gottes als „Heilung“ bezeichnet. Dieses Eingreifen Gottes kann auch körperliche Regeneration umfassen. Gott befreit Abimelechs Frau von ihrer Unfruchtbarkeit (1Mo 20,17) und Mirjam vom Aussatz (4Mo 12,13), auch alle übrigen Erkrankungen werden von ihm geheilt (Ps 103,3). Jesus hilft Lahmen, Blinden, Stummen, Krüppeln (Mt 14,14; 15,30) und Besessenen (Mt 12,22).
Wenn Gott einen Menschen krank werden lässt, um ihn zur Einsicht zu bewegen, kann kein Arzt ihn wieder gesund machen. (Jer 14,19; 15,18) Gott erzieht sein Volk, indem er es straft und ihm vergibt (Gericht und Gnade 5Mo 32,39; Hiob 5,18; Hos 6,1). Wenn ein Mensch aber einsichtig ist, sein falsches Verhalten verändert und Gott um Vergebung bittet (Jes 19,22; Jer 3,22), macht er ihn wieder gesund und heilt die Wunden (Jer 30,17) und die zerbrochenen Herzen (Ps 147,3; Lk 4,18). Diese göttliche Heilung umfasst sowohl die Sündenvergebung als auch ihre handfesten Folgen (2Chr 7,14; Ps 41,5; 103,3; 1Petr 2,24). Wer aber uneinsichtig ist und weiterhin ein Leben im Gegensatz zu Gottes Ordnungen führt, kann weder mit Heilung noch mit Vergebung rechnen (2Chr 36,16).
Angesichts unbeschränkter Heilungsversprechungen durch pfingstlerische und charismatische Propheten ist allerdings dringend zur Vorsicht geraten. An keiner Stelle in der Bibel findet sich die verpflichtende Zusage Gottes, den Glaubenden schon während seines irdischen Lebens von jeder Krankheit und jedem Leiden zu befreien. Im Gegensatz dazu wissen wir von zahlreichen alt- und neutestamentlichen Glaubensvorbildern, dass sie trotz ihres festen Vertrauens in Gott gequält wurden, unter Krankheiten litten und starben (Hiob, Elia, Jeremia, Paulus, Timotheus). Jesus selbst verheißt, dass seine Jünger wie er selbst Leiden und Verfolgung ausgesetzt sein werden (Mt 10,17; 23,34; Mk 13,9ff.; Röm 8,17ff.; 2Kor 4,16ff.; 1Petr 1,6-9). Darüber hinaus warnt er vor Wundertätern der Endzeit, die als falsche Propheten in Erscheinung treten und durch ihre spektakulären Auftritte viele Christen verführen werden (Mt 7,15-23; 24,4f.11; Apg 8,9ff.).
Übrigens sollte es auch nachdenklich machen, dass charismatische Christen ebenso häufig an Krebs, Depression oder Herzinfarkt leiden und ebenso durch Krankheiten einen irdischen Tod sterben, wie andere Menschen auch und das trotz ihres Glaubens. Sicher, Gott heilt, aber Christen sollten auch bereit sein zu akzeptieren, wenn Gott sich momentan nicht durch die Beseitigung einer Krankheit, sondern durch seinen Beistand in der Krankheit verherrlichen will. Krankheiten, die als Strafe, als Warnung oder infolge von Sünde den Menschen quälen, werden von Gott natürlich auch nicht durch das machtvolle Wort des Propheten oder die intensive eigene Einbildung überwunden, sondern nur durch die Behebung der wirklichen Krankheitsursache (Buße, Reue, Vergebung, Neubesinnung).
Im Deutschen kommt die inhaltliche Verwandtschaft von „heil“ und „heilig“ auch sprachlich besonders gut zum Ausdruck. Als „heilig“ werden in der Bibel, Personen, Gegenstände oder Worte bezeichnet, die sich in vollkommener Harmonie mit Gott befinden. Menschen oder Dinge werden von dem gewöhnlichen Irdischen getrennt und speziell für den Dienst Gottes reserviert. Heiligkeit bezeichnet den Zustand der Reinheit und Fehlerlosigkeit vor Gott, der den Gegensatz zum normalen Zustand der gegenwärtigen Welt bildet. Gott allein ist heilig (Jes 6,3; Mt 1,18; Lk 1,35) und nur er allein kann heilig machen (Hes 37,28). Eine Person, Sache oder Zeit wird erst dann heilig, wenn sie in totalem Einklang mit Gott steht und von ihm gebraucht wird. Nicht der Mensch schafft die Heiligkeit, sondern alle Heiligkeit geht von Gott selber aus. Weil er heilig ist, sollen auch die Gläubigen heilig sein (3Mo 11,44f.; 19,2; 1Petr 1,15-16).
Als besonderes Eigentum Gottes ist das Volk Israel heilig (2Mo 19,6), ebenso die Priester, die ihren ganzen Dienst auf Gott ausrichten sollen (2Mo 28,36; 3Mo 21,1-9). Die Orte an denen sich Gott offenbart werden als heilig bezeichnet, weil sie von Gott in Besitz genommen wurden (2Mo 3,5; Jes 48,2); ebenso die Zeiten, die der Erinnerung und Ausrichtung auf Gott dienen sollen (2Mo 35,2; 3Mo 23,4ff.). Selbst Gegenstände, die im Dienste des heiligen Gottes stehen, werden heilig, so die Bundeslade (2Chr 35,3), die Opfer (Hes 42,13), die Schaubrote (1Sam 21,5) oder der Zehnte (3Mo 27,32). Heiligkeit ist dementsprechend der Zustand vollkommenen Heils, also das extreme Gegenteil von Krankheit und Sünde. Heiligkeit ist der Zustand, den Jesus Christus dem kranken Menschen vermitteln will, mehr noch als die Abwesenheit von Krankheit; die Rückführung des Menschen in eine ganzheitliche Harmonie mit seinem Schöpfer.
5. Was tut der Christ bei Krankheit?
Ist jemand krank, sehnt er vor allem seine verlorene Gesundheit zurück. Generell sollte er sich mit diesem Anliegen zuerst an Gott wenden. Zahlreiche biblische Tipps zum Umgang des Christen mit seinen Krankheiten fallen für Allgemeinmediziner heute in die Kategorie alternativer Heilmethoden (Gebet, Salbung, Handauflegung). Das individuelle Vorgehen ist natürlich abhängig von der vermuteten oder bekannten Ursache der Erkrankung und dabei solle nicht nur nach den rein innerweltlich, materialistischen Ursachen wie Bakterien oder Blutfett gesucht werden, sondern auch geistliche und psychische Hintergründe Beachtung finden. Christen sollten sich bei Krankheit zuerst vertrauensvoll im Gebet an Gott wenden, der versprochen hat, ihr Gebet zu erhören (Ps 30,3; 107,18ff.). Jesus ist nicht gleichgültig, sondern mitfühlend mit dem Kranken (Jes 53,4; Mt 8,16f.).
5.1 Gott vertrauen
Ganz gleich, ob die Krankheit einen geistlichen, seelischen oder körperlichen Hintergrund hat, sollte der Christ Gott um Heilung bitten (2Chr 16,12; Jes 38,2f.14) und wenn sein Gebet erhört wird, Gott öffentlich für sein Eingreifen danken (Ps 103,1-3; Jes 38,19f; Lk 17,15; Apg 3,8). Diese Hinwendung an Gott fordert natürlich das Vertrauen des Menschen in die Kraft und den Willen Gottes, Krankheit zu beseitigen (Mt 9,28f.; Mk 5,34; 10,52).
In einer überwiegend materialistisch geprägten Umwelt müssen Christen darauf achten, Gott nicht in einen Randbereich der Krankheitsbewältigung abzuschieben. Auch in diesem Zusammenhang soll er nicht den Mediziner, sondern Gott zum ersten Adressaten seiner Bitte um Gesundheit machen. Natürlich ist es auch schon an dieser Stelle geraten, sich mit der Bitte um Gebetsunterstützung an andere Glaubensgeschwister zu wenden.
5.2 Sünde bekennen
Sollte Gott auf die Gebete nicht unmittelbar mit Heilung antworten, gilt es, mögliche Hintergründe oder göttliche Bedingungen der Krankheit zu erkennen. Der Christ muss sich die Frage stellen, ob er sich nur halbherzig an Gott gewandt hat oder Gott tatsächlich ein Eingreifen zutraut. Möglicherweise muss er an dieser Stelle seinen Unglauben und Zweifel Gott bekennen (Mk 9,24; Lk 7,9; 17,5f.). Immer wieder ist Sünde Anlass für Krankheit. Deshalb sollte der Christ sein Gewissen auf unvergebene Sünde hin überprüfen, diese bekennen und Gott um Vergebung bitten (1Mo 20,17; Jak 5,16; 1Joh 1,9). Selbst wenn die jetzt genannte Sünde nicht Ursache der Erkrankung sein sollte, wird sie das Verhältnis zu Gott vertiefen und dem Christen eher ermöglichen, Gottes Reden zu hören oder mit den Begleiterscheinungen der Krankheit leben zu können.
5.3 Medizin nutzen
In einer nächsten Phase sollte der kranke Christ sich an die etablierte Medizin wenden, die mit den von Gott in die Natur gelegten Mitteln versucht den Menschen zu heilen. In vielen Fällen benutzt Gott die Überlegungen und Hände von seinen Geschöpfen, um hier auf der Erde zu handeln. Gott kann durch die chirurgische Geschicklichkeit des Arztes oder die chemische Wirkung pharmazeutischer Substanzen Heilung von Krankheit bewirken. Dabei sollte nicht gewertet oder unterschieden werden. In ihrer Wertigkeit ist eine auf Gebet folgende Spontanheilung genauso ein Wunder Gottes, wie sein Wirken durch die Möglichkeiten der Medizin. Für beide sollte Gott auch in gleicher Weise öffentlich gedankt werden.
5.4 Alternative Heilmethoden probieren
Sollte eine Therapie nicht anschlagen, ist es durchaus kein Zeichen von Unglauben, noch einen anderen Arzt zu konsultieren oder eine andere Methode auszuprobieren.
Auch alternative Heilmethoden, die mit Wasser, Luft, Bewegung, Heilpflanzen, Musik oder Düften Krankheit bekämpfen, sind für Christen nicht generell tabu, sollten aber auf ihre Glaubwürdigkeit und ihre religiösen Wurzeln hin überprüft werden. Heilungsangebote, auch wenn sie sich fromm anhören, sollten immer auf ihre geistlichen Nebenwirkungen und theologischen Hintergründe hin untersucht werden. Trotz legitimer medizinischer Möglichkeiten muss der Christ manchmal anerkennen, dass Heilung durch natürliche Mittel alleine nicht erreicht werden kann (5Mo 28,27; 2Chr 21,18). Spätestens aber, wenn sich trotz jahrelanger Bemühungen keine Besserung einstellt, sollte der Christ erneut nach anderen, geistlichen Hintergründen der Krankheit suchen, um diese geistlich zu bewältigen und die Möglichkeit erwägen, dass Gott sich nicht durch die Beseitigung sondern durch das Ertragen der Krankheit verherrlichen will. Denkbar wäre auch, dass diese Krankheit mit der von Sünde gekennzeichneten Welt, mit sündigem Verhalten anderer, mit Versuchung, Warnung oder Erziehung Gottes zu tun hat (vgl. Ps 31,2-9; Jes 38,12.15).
5.5 Die Ältesten rufen
Sicher nicht bei jedem Schnupfen, wohl aber bei schweren oder hartnäckigen Krankheiten sollte sich der Christ mit Bitte um Gebet und Salbung an die Ältesten seiner Gemeinde wenden (Jak 5,14f.). Nach der im Jakobusbrief genannten geistlichen Prüfung und Vorbereitung sollten mehrere Älteste den Kopf oder das kranke Körperteil mit Öl bestreichen und sich in der intensiven Bitte um Heilung für den betroffenen Bruder vereinen. Gleichgültig scheint dabei die Rezeptur oder Menge des Öls, da nicht die benutzte Substanz, sondern der im Vertrauen gerufene Gott die Linderung oder Heilung bewirkt.
5.6 Die Krankheit ertragen
Wenn trotz aller geistlichen und medizinischen Bemühungen kaum positive Veränderungen sichtbar werden, sollte der Christ seine Gebete und Planungen stärker dem Leben mit der Krankheit, statt dem Kampf gegen die Krankheit widmen. Sicher kann Gott auch noch nach jahrelanger Leidenszeit plötzlich Heilung schenken, doch ist es auch möglich, dass er dem Christen helfen will mit dem vom Sündenfall herrührenden Verfallsprozess, der destruktiven Versuchung des Teufels, den logischen Folgen eigener Sünden oder dem geistlichen Zuchtmittel zur Erreichung von Geduld, Demut, Langmut usw. leben und freudig ihm nachfolgen zu können. Christen sollten dagegen kämpfen, dass die Krankheit das Verhältnis zu Gott nachhaltig zu trüben beginnt, stattdessen sollten sie sich darum bemühen, dass die Krankheit zu einem Bereich des Lebens wird, in dem Gott in besonderer Weise erfahren werden kann. Gott lässt es gelegentlich zu, dass der Gläubige durch Krankheit geprüft wird (Hiob 2,5f.). Während der Krankheit sagt Gott dem Gläubigen allerdings seine Stärkung, Trost (Ps 41,4) und Bewahrung (Ps 91,3-7) zu und der Mensch kann das Eingreifen Gottes intensiver erfahren als zu anderen Zeiten des Lebens (Hiob 33,19-24; Ps 107,17-21).
Der souveräne Gott lässt sich nicht zwingen, unserem Wunsch nach sofortiger Heilung zu entsprechen. Diese Erwartung resultiert aus einer falschen Perspektive, die den Menschen und nicht Gott in den Mittelpunkt rückt. Heilung ist aber nicht nur Selbstzweck, genauso wenig wie Gott lediglich Dienstleister des Menschen ist. Immer wieder wird in der Bibel hervorgehoben, dass Gott heilt, um den Menschen seine Größe und Macht zu demonstrieren. Natürlich steht es ihm frei, seine Herrlichkeit stattdessen dadurch unter Beweis zu stellen, dass er Christen befähigt, in Krankheit fröhlich und zuversichtlich zu bleiben. Sicher sollte der Christ auch die Versuchung zurückweisen, Gott durch wohlklingende geistliche Versprechungen bestechen zu wollen. Wer so denkt fällt leicht dem Irrtum des Simon Magus zum Opfer, der die Kraft Gottes für käuflich hielt (Apg 8,5-13).
5.7 Hoffnung erhalten
Sollte der Christ bis zu seinem irdischen Lebensende in und mit Krankheit leben müssen, darf er aber nie vergessen, dass Gott in der Zukunft alle Krankheiten und jedes Leid endgültig beseitigen wird (Offb 7,17; 20,14; 21,4). Auch wenn es jetzt noch Gründe gibt, warum Gott Krankheit zulässt oder gar benutzt, steht schon heute dahinter die unumschränkte Liebe Gottes, die jeden Menschen zu seinem eigenen Wohl warnen, umgestalten und zu seinem ursprünglich von Gott gedachten Idealbild transformieren will. Obwohl es gelegentlich schwierig erscheint, ist es wichtig, diese Perspektive angesichts des eigenen, begrenzten Leidens nicht aus den Augen zu verlieren, und Gott auch schon in der unangenehmen gegenwärtigen Situation willentlich für seine Liebe, seine Kraft Krankheit zu ertragen und seine letztliche Beseitigung jeden Leides zu danken (Röm 8,17f.26-39; 1Petr 1,6-9).
5.8 Leidenden helfen
Da Gott den Christen nicht nur als isoliertes Individuum, sondern als Gemeinschaftswesen gedacht und geschaffen hat, gibt die Bibel nicht nur Auskunft über den Umgang mit eigener Krankheit, sondern fordert dazu auf, das Leiden anderer Menschen mitzutragen. Er soll Mitgefühl mit den Leidenden zeigen (Ps 35,13), für sie beten (Apg 28,8; Jak 5,14f.) und sie besuchen (Mt 25,34.36.40.43).