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Diesen Artikel haben wir mit freundlicher Erlaubnis des VTR-Verlages aus dem Buch „Seelsorge auf biblischer Grundlage“ von Armin Mauerhofer entnommen. Wir drucken S. 87-101 ab. Die Redaktion

Das Wesen der Krankheit

Seit dem Sündenfall muss der Mensch mit körperlicher Schwachheit, verschiedenen Krankheiten, einschneidenden Behinderungen, Schmerzen und schließlich mit dem Tod fertig werden (1Mo 2,17; 3,19; Röm 5,12), weil er sich von Gott abgewandt hat. Gott ist es, der die Krankheiten im Leben der Menschen zulässt (Hiob 2,5-7) oder sogar selbst verursacht (4Mo 12,10). Er ist es auch, der uns nur ein begrenztes Leben gewährt (Ps 90,10).

Selbst die Menschen, die Jesus als persönlichen Retter im Glauben angenommen haben, haben körperliche Schwachheiten (2Kor 12,9-10), Krankheiten (2Tim 4,20) und oft auch Behinderungen und Schmerzen zu ertragen. Auch sie müssen schließlich sterben (1Thes 4,13).

Verschiedene Ursachen, die zu einer Erkrankung führen können

Erkrankungen, die durch ein ­sündiges Verhalten ausgelöst ­werden

Es ist hier vor allem an Krankheiten zu denken, die die Folge eines Suchtverhaltens sind, sei es das Rauchen, der übermäßige Alkoholgenuss, der Drogenkonsum oder das hemmungslose Ausleben der Sexualität.1

In diesem Zusammenhang möchte ich auf Psalm 107,17.18 hinweisen: „Die Toren litten wegen ihres gottlosen Weges und wegen ihrer Sünden. Ihre Seele ekelte vor jeder Speise, sie rührten an die Pforten des Todes.“

Zudem kann es auch durch okkulte Sünden zu einer körperlichen Erkrankung kommen. Ich kann aber die Auffassung von Willem J. Ouweneel, dass viele Erkrankungen im Leben der Menschen, die an Christus glauben, dämonisch verursacht sind, nicht teilen.2 Dazu fehlen die biblischen Belege.

Das sündige Verhalten anderer verursacht die Krankheit

Es kann sein, dass eine Frau an Aids erkrankt, weil ihr HIV-positiver Freund seine Krankheit verschwiegen hat. Ein Mann liegt wochenlang wegen eines Beckenbruchs im Krankenhaus, weil ihn ein Betrunkener mit seinem Auto auf dem Fußgängerstreifen angefahren hat.

Menschen müssen wegen des falschen, sündigen Verhaltens anderer leiden. Jesus weist im Gleichnis vom barmherzigen Samariter auf diese Möglichkeit hin (Lk 10,30).3

Psychosomatische Erkrankungen

Es handelt sich hier um körperliche Erkrankungen, die ihre Ursache überwiegend oder ganz im psychischen Bereich haben. Dazu gehören Migräne, nervöse Magenleiden, verschiedene Arten von Herzbeschwerden, Rückenschmerzen, krampfartige Darmerkrankungen, Reizblase, Bluthochdruck usw.4

Oft sind es unverarbeitete Lebensprobleme wie z.B. eine Scheidung, die Abtreibung eines Kindes usw., die einen Menschen innerlich stark belasten und so zu einer psychosomatischen Erkrankung führen können (Ps 32,2-5).

Auch der Umstand, dass andere durch ihr Verhalten in schwerwiegender Weise an uns schuldig geworden sind, kann psychosomatische Auswirkungen haben, besonders dann, wenn wir diesen Menschen mit Hass, Groll und Bitterkeit begegnen.5 Es ist hier u.a. an sexuellen Missbrauch, erlittene Gewalttätigkeiten, massiven Vertrauensmissbrauch und schwerste Demütigungen zu denken.

Außerdem können lang andauernder Stress bei Überforderung am Arbeitsplatz oder große Probleme und Schwierigkeiten in der Ehe psychosomatische Auswirkungen haben. Vor allem kommt es, wie Otto Benkert nachweist, zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen.6

Erkrankung durch einen Unfall

Unfälle irgendwelcher Art können zu Leiden, Schwächung der Gesundheit und Behinderungen führen. Bei einigen Menschen kann es zu einem chronischen Leiden oder sogar zu Invalidität kommen.

Erkrankungen, deren Ursache wir nicht kennen

Es gibt körperliche Erkrankungen, die Gott aus unerklärlichen Gründen im Leben der Menschen zulässt und deren Ursachen wir letztlich nicht erklären können.

Der Sinn von Leiden und Krankheit

a. Im Leben von Menschen, die nicht an Jesus glauben

Krankheit kann nach biblischem Verständnis nie nur in einem innerweltlichen, kausal-mechanischen bzw. biologischen Zusammenhang eingeordnet werden.7 Vielmehr braucht Gott die Krankheit bei einem Menschen, der noch nicht an Jesus glaubt, um ihn in seiner Selbstsicherheit, Arroganz, Oberflächlichkeit und Gleichgültigkeit aufzurütteln. Er wird mitten im Leben mit der Tatsache konfrontiert, dass er sterben könnte. Gott macht in seiner Liebe einen jeden Menschen auf die Tatsache seines Sterbens und auf ein Weiterleben nach dem Tod aufmerksam (Ps 90,12; Hebr 9,27).

Das Ziel der Krankheit im Leben eines nicht an Christus glaubenden Menschen besteht darin, dass er die Sünden in seinem Leben einsieht, bereut und sie in Reue Jesus bekennt und dankend die von ihm angebotene Vergebung im Glauben annimmt (1Joh 1,9). Damit er seine Schuldhaftigkeit vor Gott erkennen kann, hat Gott den Menschen sein Wort, die Bibel, gegeben (Ps 107,20). Deshalb sollten wir als Seelsorger die noch nicht an Jesus glaubenden kranken Menschen mit der Heilsbotschaft der Bibel konfrontieren und sie auffordern, diese im Glauben anzunehmen. Die gläubige Annahme der Vergebung der Sünden und die Aufnahme von Jesus führen zu einem inneren Heilwerden, das auch in positiver Weise den Leib beeinflussen kann (Ps 32,1.2; Spr 3,7.8). Wenn ein Mensch Jesus im Glauben als persönlichen Retter angenommen hat, weiß er, dass wenn er jetzt sterben würde, er zu Jesus in den Himmel käme (Joh 17,24; Phil 3,20). Dies bewirkt in seinem Leben eine tiefe Geborgenheit, die sich heilend auf seinen Körper auswirken kann.8

b. Im Leben der an Christus ­glaubenden Menschen

Es gibt auch im Leben der Menschen, die an Jesus glauben, Krankheiten, die Folge eines sündigen Verhaltens sein können (Joh 5,14). Jesus führt sie in Krankheitsnöte, damit sie Zeit haben, bestimmte Sünden, die sie in ihrem Alltag immer wieder zur Seite geschoben haben, einzusehen. Er sucht sie dann dazu zu bewegen, diese erkannten Sünden in Reue vor ihm zu bekennen, damit er sie wieder mit seinem Blut reinwaschen kann (1Joh 1,7). Vielleicht will Jesus ihnen mit Hilfe der Krankheit aufzeigen, dass sie bestimmten Menschen, die durch ihr Verhalten oder durch Worte an ihnen schuldig geworden sind und die sie deshalb bis jetzt innerlich abgelehnt haben, vergeben sollten. Die Bibel lehrt uns nämlich, dass wenn wir anderen, die an uns schuldig geworden sind, nicht vergeben, dies in Gottes Augen Sünde ist (Mt 6,15).

Auch der unwürdige Abendmahlsgenuss kann im Leben von glaubenden Menschen zu Schwachheiten und Krankheiten führen (1Kor 11,29.30). Dies ist dann der Fall, wenn sie das Abendmahl nehmen, obwohl sie ganz bewusst unbereinigte Sünden – ja vielleicht sogar eine Sucht – in ihrem Leben dulden. Solange ein Gläubiger in der Kraft des innewohnenden Christus gegen Sünden in seinem Leben kämpft, ist dies ebengerade ein Zeichen, dass er sie nicht duldet.

Durch körperliche Schwachheiten und Krankheiten kann ihr Glaube gefestigt und bewährt werden. Es steht in 1. Petrus 1,6.7: „Darin jubelt ihr, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es nötig ist, in mancherlei Versuchungen (Prüfungen) betrübt worden seid, damit die Bewährung (Echtheit) eures Glaubens viel kostbarer erfunden wird als die des vergänglichen Goldes, das durch Feuer erprobt wird, zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi.“ Jesus will alle falsche Selbstsicherheit durch das Leiden in ihrem Leben zerbrechen. Sein Anliegen ist es, dass sie sich im Glauben an ihn klammern und in ihm Halt, Geborgenheit und Sicherheit suchen und finden (Ps 23,4).9

Krankheiten bewirken in ihrem Leben auch eine bewusste Distanz zur Sünde. In 1. Petrus 4,1.2 steht: „Da nun Christus im Fleisch gelitten hat, so wappnet auch ihr euch mit derselben Gesinnung – denn wer im Fleisch gelitten hat, hat mit der Sünde abgeschlossen –, um die noch übrige Zeit im Fleisch nicht mehr den Begierden der Menschen, sondern dem Willen Gottes zu leben.“ Durch Leiden wächst in ihrem Leben der Wunsch, nicht der Sünde, sondern Gott zu dienen und das zu tun, was er von ihnen will.

Zudem haben körperliche Schwachheiten und Krankheiten auch eine demütigende Funktion (2Kor 12,7-10). Jesus, der Herr der Gemeinde, lässt es nicht zu, dass bewährte Christen sich aufgrund besonderer Gnadenerweise Gottes, die sie empfangen haben, über andere erheben.

Schließlich können Krankheiten einfach dazu dienen, dass Menschen, die Jesus wirklich lieben, sich vor ihm demütigen und sich ihm in ihrer schwierigen Situation anvertrauen, wie dies Hiob gemacht hat (Hiob 16,19-21; 19,25-27). Leiden sind außerdem die Türe, um die Herrlichkeit Gottes noch tiefer und umfassender zu erkennen (Hiob 42,2).

Mit Hilfe der Krankheiten will Gott den Blick der an ihn Glaubenden auf die vor ihnen liegende Herrlichkeit ausrichten. Paulus schreibt in Römer 8,18: „Denn ich denke, dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.“ Ja, sie sollen lernen, ihr Leben von der Ewigkeit her zu gestalten (2Kor 4,17). Dies bestimmt natürlich auch die Prioritäten, die sie in ihrem Leben setzen.

Gott kann an ihn glaubende Menschen auch deshalb in Krankheitsnöte führen, um durch sein Eingreifen seine unendlich große Macht und Herrlichkeit auf dieser Erde zu offenbaren (Joh 9,1-3).

Ziel der Krankheiten und Schwachheiten im Leben der an Jesus glaubenden Menschen ist es, ihren Glauben zu stärken und zu festigen. Gott braucht einerseits die Krankheiten, um Sünden in ihrem Leben aufzudecken, die sie bis jetzt nicht ernst genommen haben. Diese sollen sie in Reue Jesus bekennen und er wird sie ihnen vergeben. Andererseits benutzt er die Krankheiten auch dazu, um sie willig zu machen, Menschen zu vergeben, die an ihnen schuldig geworden sind. Weiter will Gott durch die Krankheit im Leben seiner Kinder eine größere Distanz zur Sünde schaffen, damit sie noch brauchbarer werden für den Bau seiner Gemeinde. Sie sollen mit Hilfe der Krankheitsnöte lernen, ihr Leben bewusst von der vor ihnen liegenden Herrlichkeit her zu gestalten. Letztlich soll durch das helfende und heilende Eingreifen Gottes in ihren körperlichen Schwachheiten, Krankheiten und Leiden Jesus verherrlicht werden. Sie können also letztlich jeder Krankheit einen tieferen Sinn abgewinnen.10

Krankheit und Heilung aus biblischer Sicht

Am Anfang unserer Überlegungen steht die Überzeugung, dass Jesus am Kreuz von Golgatha sowohl unsere Sünden als auch die Auswirkungen derselben, nämlich die Schmerzen, Leiden, Krankheiten und den Tod getragen und überwunden hat (Jes 53,1-5; Mt 8,17; 1Petr 2,24; Hebr 2,14).11

Wir haben aber zu beachten, dass sich das, was Jesus am Kreuz im Blick auf unsere Leiden und Krankheiten erkämpft hat, heilsgeschichtlich durchsetzt. Was ich unter heilsgeschichtlich verstehe, entfalte ich in den folgenden Ausführungen.

Auswirkungen heute

Wir leben heute in der heilsgeschichtlichen Zeit der Gemeinde, die an Pfingsten mit der Ausgießung des Heiligen Geistes begann und mit der Wiederkunft Jesu beendet wird. Das eigentliche Ziel Gottes in dieser Zeit ist, dass Menschen Jesus im Glauben als ihren Retter annehmen und dadurch Glieder seiner Gemeinde werden.

In dieser Zeit ist der Leib eines jeden Menschen noch von den Folgen des Sündenfalls gezeichnet. Er muss schließlich sterben. Leiden, Krankheiten und Schmerzen sind ein Hinweis auf diese Sterblichkeit.

Wenn ein Mensch Jesus im Glauben als persönlichen Retter annimmt, wird er innerlich ganz neu. Er ist eine neue Schöpfung (2Kor 5,17) und ein neuer Mensch (Kol 3,10). Ja, er ist ein Gotteskind (Joh 1,12), hat das ewige Leben (1Joh 5,11) und ist ein Glied des Leibes Jesu, der Gemeinde (1Kor 12,13).

Er behält aber ein „irdisches Zelthaus“ (2Kor 5,1). Mit diesem „irdischen Zelthaus“ ist unser Leib gemeint, der von der Vergänglichkeit und vom Tod gezeichnet bleibt (1Kor 15,42-44). Deshalb werden Menschen, die an Jesus glauben, in unserer heilsgeschichtlichen Zeit noch krank (2Tim 4,20), haben körperliche Schwachheiten zu tragen (2Kor 12,9-10) und werden schließlich sterben (1Thes 4,13).

Dies ist deshalb so, weil der Leib bei der Bekehrung und Wiedergeburt nicht in das neumachende Heilshandeln Gottes einbezogen worden ist (Röm 8,23). Der an Christus glaubende Mensch bleibt in seiner Leiblichkeit Teil der gefallenen und leidenden Schöpfung (Röm 8,19-23), bis zur Wiederkunft Jesu. Die, welche an Jesus Christus glauben, leben in einer Spannung. Einerseits sind sie geistlich neu geworden, andererseits warten sie auf die Erlösung ihres vom Tod gezeichneten Leibes. In unserer heilsgeschichtlichen Zeit kann Jesus aufgrund der Tatsache, dass er die Schwachheiten, Krankheiten und den Tod überwunden hat, heilend in das Leben von Menschen eingreifen (Mk 16,18; Jak 5,15.16). Er ist aber im Blick auf das heilende Eingreifen souverän.

Es gilt also ganz klar festzuhalten, dass Jesus aufgrund seiner Göttlichkeit und Allmacht, sowie der Überwindung von allen Leiden, Krankheiten und dem Tod am Kreuz heute heilend in das Leben von Menschen eingreifen kann. Es gibt keine Krankheit, die er nicht heilen könnte. Dieses heilende Eingreifen ist aber in seine Souveränität gestellt. Er greift nur ein, wenn es im jeweiligen Fall seinem Willen entspricht.

Im Blick auf Heilungswunder ist es wichtig, dass wir nicht aus den Augen verlieren, dass Gott die Rettung eines Menschen durch Christus mehr bedeutet, als seine körperliche Heilung, da diese leider immer nur etwas Vorläufiges ist. Die Rettung aber führt zu einer inneren Neuschöpfung (2Kor 5,17), die ewige Auswirkungen nach sich zieht, auch für den Leib. Der Bibel geht es immer zuerst um das Heil des Menschen und dann um seine Gesundheit.12

Jede Heilung hat Zeichencharakter (Mk 16,17-20). Wenn an Christus glaubende Menschen Kranken die Hände auflegen und diese gesund werden, weist dieses Wunder als Zeichen auf Jesus, den Sieger von Golgatha hin, der die Sünden getragen und die Folgen der Sünden, zu welchen auch die Krankheiten gehören, überwunden hat. Ein solches Zeichen kann zur Ausbreitung des Evangeliums beitragen (Apg 9,32-35).

Jesus Christus gibt seiner Gemeinde immer wieder Menschen, die die „Gnadengaben der Heilungen“ haben (1Kor 12,9.28). Wenn jemand diese „Gaben der Heilungen“ hat, ist das keine Garantie, dass nun alle Kranken durch seinen Dienst gesund werden, da ja die Mehrzahlform „von Heilungen“ deutlich macht, dass jede einzelne Heilung eine Gnadengabe ist. Paulus, der ganz offensichtlich diese Gabe hatte (Apg 14,8-10; 19,11.12), ließ Trophimus krank in Milet zurück (2Tim 4,20) und riet Timotheus, wegen seines Magens ein wenig Wein zu trinken (1Tim 5,23). Und doch schenkt es Jesus, der Herr der Gemeinde, dass durch Gläubige, die diese Gnadengabe haben, Kranke gesund werden dürfen.

Zudem werden die Kranken in Jakobus 5,14 darauf hingewiesen, die Ältesten der Gemeinde zu sich zu rufen, damit diese sie mit Öl salben und über ihnen beten. Wir lesen dann weiter in Jakobus 5,15: „Und das Gebet des Glaubens wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten, und wenn er Sünden begangen hat, wird ihm vergeben werden.“

In unserer heilsgeschichtlichen Zeit beruht jede Heilung auf einem besonderen gnädigen Eingreifen Gottes, das in seinem souveränen Handeln begründet ist. Gott kann sehr wohl heilend im Leben von Menschen eingreifen, aber er tut es aus uns unerklärlichen Gründen nicht immer.

Auswirkungen im Blick auf die Zukunft

Die heilsgeschichtliche Zeit, in der wir heute leben, wird durch die Wiederkunft Jesu abgeschlossen. Es folgt dann eine neue heilsgeschichtliche Epoche.

Die Bibel lehrt uns, dass der Sieg Jesu am Kreuz über alle Leiden, Schmerzen, Krankheiten und den Tod bei seiner Wiederkunft für alle die, welche an ihn glauben, zur vollen Entfaltung kommen wird. Sie werden entweder auferstehen oder verwandelt werden (1Kor 15,51-53). Im Augenblick der Auferstehung oder Verwandlung werden sie erleben, wie sie entweder einen neuen Leib erhalten oder ihr Leib verwandelt wird (Röm 8,23). Dieser neue Leib, der dem Auferstehungsleib Jesu gleich sein wird (Phil 3,21; 1Joh 3,1.2), ist unvergänglich und kennt keine Schwachheiten mehr und kann nicht mehr krank werden (1Kor 15,42-44).

Dieser von Jesus am Kreuz errungene Sieg wird sich dann vollumfänglich durchsetzen, wenn Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde erschaffen hat. Wir lesen in Offenbarung 21,4: „Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein: denn das Erste ist vergangen.“

Der Vergleich mit Jesus und den Aposteln

Es gibt nun aber Gläubige, die behaupten, dass Jesus in jedem Fall heilend eingreifen will. Um diese Behauptung zu erhärten, weisen sie darauf hin, dass Jesus uns, seine Nachfolger, ihm völlig gleichgestellt habe, so dass wir dieselben, ja, sogar noch größere Wunder tun können als er (Joh 14,12).13 Weiterhin sind sie davon überzeugt, dass wir wie die Apostel Kranke heilen, Dämonen austreiben und Tote auferwecken können.14

a. Betrachten wir nun die Krankenheilungen im Leben Jesu:

In Matthäus 4,23 lesen wir: „Und Jesus heilte jede Krankheit und jedes Gebrechen unter dem Volk.“ (vgl. Mt 9,35) Jesus heilte Aussätzige, Blinde, Lahme, Taubstumme, Fieberkranke usw. Es gibt keinen Fall von Krankheit, der außerhalb seines heilenden und wiederherstellenden Wirkens blieb. Er heilte alle Kranken, die zu ihm gebracht wurden oder selber zu ihm kamen (Mt 8,16).15 Wichtig ist aber zu beachten, dass die Krankenheilungen in den Evangelien als Beweis seiner Messianität verstanden werden. Dies macht die Antwort deutlich, die Jesus den Johannesjüngern gab, als sie ihn fragten, ob er wirklich der Messias sei. Jesus antwortete ihnen: „Geht hin und verkündet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde werden sehend, und Lahme gehen, Aussätzige werden rein, und Taube hören, und Tote werden auferweckt, und Armen wird gute Botschaft verkündigt.“ (Mt 11,4.5; vgl. Jes 35,5.6; 61,1) Zudem wiesen die Wunder, die Jesus tat, auf die neue Heilszeit hin, die mit ihm angebrochen war, nämlich auf den Anbruch seines Reiches hier auf dieser Erde.

Peter Beyerhaus ist der Überzeugung, dass die vielen Krankenheilungen Jesu auch auf sein vor ihm liegendes umfassendes Erlösungswerk hinwiesen.16

b. Die Krankenheilungen im Leben der Apostel:

Als Jesus noch bei seinen Jüngern war, gab er ihnen Vollmacht, Kranke zu heilen, Tote aufzuerwecken und Dämonen auszutreiben (Mt 10,8). Diese Wunder waren wie bei Jesus selbst ein Hinweis auf das mit ihm anbrechende Reich Gottes.

Nach Pfingsten waren diese Wunder (Apg 3,1-9; 5,12-16 usw.) ein Hinweis auf ihren Aposteldienst, den Jesus ihnen gegeben hatte (2Kor 12,12). Diese Zeichen und Wunder beglaubigten ihre Botschaft von der Versöhnung mit Gott (2Kor 5,18-21). Zugleich wiesen sie auf die Vollmacht hin, die Jesus ihnen im Blick auf den Bau seiner Gemeinde gegeben hatte.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass der messianische Dienst Jesu und der Dienst der Apostel unwiederholbar sind. Wir dürfen uns im Blick auf den Dienst an den Kranken nicht mit Jesus und den Aposteln gleichsetzen.

Die, welche nun lehren, dass Jesus aufgrund seines Erlösungswerks in jeder Krankheitssituation heilend eingreifen wolle, erleben, dass dies nicht der Fall ist. Sie erleben, dass Menschen, mit denen sie beten, nicht geheilt werden. Um an ihrer These festhalten zu können, dass Jesus wirklich alle heilen will, haben sie für das Nichteingreifen Jesu in bestimmten Situationen folgende Erklärungen:

  • Die, welche nicht geheilt werden, glauben einfach zu wenig. Wenn sie Jesus wirklich ihr ganzes Vertrauen schenken würden, könnten sie durchaus geheilt werden.
  • Zudem könnte es sein, dass bestimmte Sünden im Leben eines Menschen eine Heilung verunmöglichen. Wenn nämlich ein Mensch bereit wäre, über alle Sünden wirklich in Reue Buße zu tun, könnte er bestimmt gesund werden.17 Übrigens vertraten diese Auffassung auch die Freunde von Hiob (Hiob 22,26-30).

Diese Erklärungen für eine nicht eintretende Heilung machen oft das Leiden und die Krankheit der betroffenen Personen noch schwerer als sie schon sind, weil ihnen selbst die Schuld für die nicht eintretende Heilung geben wird. Diese Erklärungsversuche können leidende Menschen innerlich zur Verzweiflung treiben und zu einem Zusammenbruch des Vertrauens in Gott führen.

Wir haben gesehen, dass wir in unserer heilsgeschichtlichen Zeit nicht davon ausgehen können, dass Jesus alle Menschen aufgrund seines Sieges am Kreuz von Golgatha von ihren Schwachheiten und Krankheiten in ihrem irdischen Leben heilt. Er kann aber sehr wohl im Leben bestimmter Menschen heilend eingreifen, aber das ist in seine Souveränität gestellt.

Daraus ergibt sich, dass diese eben entfalteten Erklärungsversuche für eine nicht eintretende Heilung in ihrer Einseitigkeit falsch sind.

Schwerpunkte in der Seelsorge an Kranken

Eine schwere Erkrankung wird grundsätzlich als ein notvoller Einschnitt erlebt. Es ist dem Kranken nicht mehr möglich, seine Arbeit zu Hause oder im Beruf auszuführen. Weiter ist er im Spital abhängig von anderen Menschen, seien es Ärzte oder Krankenschwestern. Vielleicht ist er auch an Apparate gebunden. Irgendwie ist er zum Außenseiter der Gesellschaft geworden. Der Kranke fühlt sich deshalb einsam, allein, da er ja auch aus seiner gewohnten Umgebung herausgerissen worden ist.

Gerade durch diese notvolle Situation, in der sich der Kranke schwach und hilflos fühlt, sucht Gott etwas Positives in seinem Leben zu bewirken. Jeder Schwerkranke fragt nach dem Sinn dieser Krankheit.

Als Seelsorger haben wir zuerst am Ergehen der Kranken aufrichtig Anteil zu nehmen. Wir haben ihnen auch genügend Zeit zu geben, über ihre Krankheit und die damit verbundenen Ängste zu reden.18 Noch nicht an Jesus glaubende Kranke suchen wir einfühlsam zu Jesus, ihrem Retter zu führen.

Manfred Weise, Professor für Innere Medizin, schreibt:

„Viele Menschen sind gerade in großer Krankheitsnot offen für das Evangelium. Sie fragen: Muss ich sterben und was ist dann? Wofür habe ich gelebt? Hier gilt es in Liebe und Weisheit auf den Retter Jesus Christus hinzuweisen.“19

Wir helfen ihnen, ihre Sünden Jesus zu bekennen und zeigen ihnen, wie sie Jesus als Herrn in ihr Leben aufnehmen können. Diese Annahme von Jesus als Retter und Herrn gibt den Kranken eine tiefe innere Geborgenheit und einen letzten Halt. Dies kann sich positiv auf den Heilungsprozess auswirken.

Bei Menschen, die schon an Jesus glauben, fragen wir behutsam, ob sie in dieser schweren Situation noch bestimmte Sünden belasten. Wenn dies der Fall sein sollte, geben wir ihnen gleich die Gelegenheit, diese in unserer Gegenwart Jesus zu bekennen. Wir können ihnen dann auf Grund von 1. Johannes 1,9 die Vergebung zusprechen. Oft müssen bestimmte Sünden noch im zwischenmenschlichen Bereich bereinigt werden. Besonders wichtig ist es, dass sie den Menschen, von denen sie innerlich verletzt und gekränkt wurden, bewusst mit Hilfe von Jesus vergeben. Dieses Bekennen sowie Bereinigen der Sünden und das bewusste Vergeben führen zu einer inneren Befreiung und Entlastung, die sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken können (Ps 32,1.2).

Anschließend ermutigen wir sie vom Wort Gottes her die Schmerzen und Leiden, die Gott in ihrem Leben eben zulässt, anzunehmen (Ps 91,14.15).20 Wir haben zudem noch darauf hinzuweisen, dass Jesus die mit dieser Krankheit verbundene Niedergeschlagenheit, Hilflosigkeit und Angst kennt. Ja, es ist tröstlich zu wissen, dass er in diesem finsteren Tal bei ihnen ist und sie versteht (Ps 23,4).

Die Seelsorger sollten die Kranken auffordern, die Bemühungen der Ärzte im Bereich der Untersuchungen, der Behandlung – einschließlich einer nötigen Operation – und die medikamentöse Hilfe dankend anzunehmen. Gott kann das alles brauchen, um ihnen zu helfen und sie zu heilen. Sie sollen auch für alle, die sie fachkundig pflegen, sei es im Krankenhaus, in der Kur oder zu Hause, Gott danken. Sie sollen zudem allen mit Wertschätzung begegnen.21

Die Seelsorger sollen die Kranken immer wieder ermutigen, um das heilende Eingreifen Gottes zu bitten (Jak 5,13). Jesus kann aufgrund seines Sieges am Kreuz von Golgatha in allen Schwachheiten, Krankheiten, Schmerzen und Leiden helfend und heilend eingreifen. Wenn er dies nicht sofort tut, dürfen sie weiter im Vertrauen auf die unbegrenzten Möglichkeiten Gottes um Heilung bitten.22 Während des seelsorgerlichen Gesprächs mit dem Kranken lesen wir ihm ermutigende Bibelworte vor und sagen kurz einige Gedanken dazu. Solche Worte können zu einer Quelle innerer Ruhe, Ermutigung und Kraft werden.

Das seelsorgerliche Gespräch schließen wir mit einem Gebet ab. Wir beten dafür, dass der Kranke die Kraft hat, die ihm auferlegte Krankheit zu tragen und bitten Jesus, doch helfend und heilend einzugreifen. Wichtig ist, dass wir Gott zutrauen, dass er den Kranken heilen kann. Während wir um das helfende und heilende Eingreifen Jesu beten, kann es geschehen, dass wir durch den Heiligen Geist innerlich bewegt werden, dem Kranken die Hände aufzulegen, so wie es in Markus 16,18 steht. Es ist aber nicht richtig, wenn wir nach dem Gebet dem Kranken die Heilung zusprechen. Wir sind die Bittenden und Gott antwortet, wie er es für richtig findet.23

Abschließend können wir ein krankes Gemeindeglied ermutigen, doch die Ältesten zu sich zu rufen, damit sie es mit Öl salben und über ihm beten (Jak 5,14.15). Gott kann es aufgrund des glaubenden Gebets der Ältesten aufrichten und heilen.

Es kann eine große Ermutigung und Stärkung sein, wenn die Gemeinde für die kranken Gemeindeglieder betet. Wir lesen in Matthäus 18,19.20: „Wiederum sage ich euch: Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen, irgendeine Sache zu erbitten, so wird sie ihnen werden von meinem Vater, der in den Himmeln ist. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.“ Gott kann also aufgrund des gemeinsamen Gebets der Gemeinde heilend eingreifen.

Wenn wir Kranke seelsorgerlich begleiten, erleben wir, wie Jesus die Gebete von uns, den Ältesten und der Gemeinde oft ganz verschieden beantwortet. Wir erleben, wie Kranke sofort vollständig geheilt werden. Es kann aber auch sein, dass aufgrund der Gebete ein langsamer Heilungsprozess einsetzt, der bis zur Heilung führt. Manchmal scheint Gott überhaupt nicht einzugreifen. Wir erleben aber, wie er dem Kranken die Kraft schenkt, die Krankheit ohne innere Auflehnung zu tragen. Wir können und wollen Gott nicht vorschreiben, wie er handeln soll. Hoffnung und Demut sind die Elemente, die es erlauben, bei jeder Krankheit für das helfende und heilende Eingreifen Gottes zu bitten, auch wenn die Krankheit sehr lange dauert.24

Alle, die erlebt haben, wie Jesus heilend in ihrem Leben eingegriffen hat, sollen ihr Leben aus Dankbarkeit Jesus weihen. Zugleich sollen sie jeder Sünde mit einem ganz klaren Nein begegnen (Joh 5,14).

Einige Gedanken zum Salben mit Öl

Im Jakobusbrief werden die an Jesus glaubenden Menschen dazu ermutigt und aufgefordert, wenn sie krank sind, die Ältesten der Gemeinde zu sich zu rufen. Diese sollen „über ihnen beten und sie mit Öl salben im Namen des Herrn“ (Jak 5,14b). Für die Salbung mit Öl ist jedes pflanzliche Öl brauchbar. Das Öl, welches bei der Salbung eines Kranken gebraucht wird, ist ein Bild für den Heiligen Geist (Sach 4,2-6; 2Kor 1,21.22). Jeder Gläubige darf wissen, dass ihm durch den Heiligen Geist die Auswirkungen des von Jesus vollbrachten Erlösungswerkes innerlich zugänglich gemacht worden sind (Joh 16,14.15). Er hat aufgrund des Erlösungswerkes Jesu Vergebung seiner Sünden empfangen. Er weiß auch, dass Jesus durch den Heiligen Geist in ihm wohnt (Joh 14,17.18) und dass er dadurch ein Gotteskind ist (Joh 1,12). Jesus hat, wie oben ausgeführt, am Kreuz auch unsere Krankheiten, Leiden und Schmerzen getragen (Jes 53,4). Wenn nun der Kranke das Öl auf seinem Körper spürt, von dem ihm ein wenig auf die Stirne gestrichen wird, darf er glauben, dass ihm der Heilige Geist auch die Überwindung der Krankheit durch Christus äußerlich – an seinem Körper – zugänglich machen kann. Das Öl wird ihm also zur Denkhilfe. Er weiß aber, dass es in der Souveränität Gottes steht, ob er heilend eingreift oder nicht.

Die Ältesten haben dann noch „über der Person zu beten“, die sie mit Öl gesalbt haben, indem sie ihr die Hände auflegen.

Im Jakobusbrief wird darauf hingewiesen, dass „dieses Gebet des Glaubens den Kranken retten wird“ (Jak 5,15a). Es ist wichtig, dass die Ältesten, während sie mit dem Kranken beten, Jesus, dem Sieger über Sünde, Krankheit und Tod zutrauen, dass er jetzt rettend und heilend eingreifen kann. Das Wort „retten“ betont, dass es Jesus selbst dann, wenn er im körperlichen Bereich eingreift, um eine ganzheitliche Hilfe geht. Im Geschehen der Heilung geht es zuerst und zuletzt um eine vertiefte Gottesbeziehung, deshalb wird sie im vorgegebenen Text auch mit der Vergebung der Sünden in Verbindung gebracht. Jesus will immer zuerst das innere Heilsein des Menschen. Deshalb sollte mit jedem, der mit Öl gesalbt wird, vorgängig ein seelsorgerliches Gespräch geführt werden, in welchem er aufgefordert wird, eventuelle Sünden in Reue Jesus zu bekennen und wenn nötig im zwischenmenschlichen Bereich zu bereinigen. Natürlich haben auch die Ältesten, die mit dem Kranken beten, verborgene Sünden in Reue Jesus zu bekennen und die Vergebung in Anspruch zu nehmen (1Joh 1,7). Ein durch das Blut Jesu gereinigtes Leben aller Beteiligten schafft dem Eingreifen Gottes freie Bahn.25

Außerdem wird gesagt, dass der Herr den Kranken „aufrichtet“. Dies kann bedeuten, dass Jesus den Kranken sofort heilt. Es kann aber auch sein, dass Gott im Krankheitsverlauf eine Wendung schenkt und ein Heilungsprozess einsetzt. Manchmal besteht dieses Aufrichten auch darin, dass Gott dem Kranken die Kraft und Geduld schenkt, die Krankheit ohne innere Auflehnung und ohne Groll zu ertragen, selbst wenn sie zum Tod führt. Paulus schreibt in diesem Zusammenhang: „Deshalb ermatten wir nicht, sondern wenn auch unser äußerer Mensch aufgerieben wird, so wird doch der innere Tag für Tag erneuert. Denn das schnell vorübergehende Leichte unserer Bedrängnis bewirkt uns ein über die Maßen überreiches, ewiges Gewicht von Herrlichkeit“ (2Kor 4,16.17).26

Medizinisches und seelsorgerliches Handeln

Zunächst sind wir für die großen Fortschritte in der Schulmedizin sehr dankbar und nehmen sie in Krankheitssituationen gern in Anspruch. Ich denke hier vor allem an die enormen Fortschritte im diagnostischen Bereich, an die operativen Eingriffsmöglichkeiten und an die Qualitätssteigerung im therapeutischen Bereich durch Apparate und Medikamente. Doch hat die Medizin, trotz all ihrer Fortschritte, auch ihre Grenzen. Dazu kommt, dass sich die heutige Medizin sehr stark auf das Körperliche konzentriert. Gerade deshalb sollte die ärztliche Behandlung durch die seelsorgerliche Begleitung ergänzt werden. Bei allen medizinischen Bemühungen gilt es doch zu beachten, dass Gott dem Patienten ganzheitlich helfen möchte. Er möchte ihm äußerlich, aber auch innerlich helfen, indem er entweder zur Rettung durch den Glauben an Jesus findet oder als ein an Christus glaubender Mensch noch mehr ins Bild Gottes umgestaltet wird. Deshalb bedarf alle Bemühung um Heilung im Leben eines Menschen die ergänzende Botschaft der biblischen Heils- und Heiligungsverkündigung und die liebende, einfühlsame Begleitung durch die, welche diese Botschaft weitergeben. Der Arzt Daniel E. Fountain schreibt dazu:

„Den Glauben an Christus und den ganzen Reichtum der medizinischen Wissenschaft zusammenbringen, eröffnet die Chance auf viele wunderbare Heilungen, die sonst womöglich nicht geschehen würden.“27

Die Gemeinde Jesu als heilende Gemeinschaft

Körperliche Schwachheiten und Krankheiten haben sehr oft ihren Grund in gestörten zwischenmenschlichen Beziehungen, sei es in großen Problemen in der Ehe, Familie oder am Arbeitsplatz. Der Genesungsprozess kann bei schwachen und kranken Menschen wesentlich unterstützt werden, wenn sich Menschen innerhalb der Gemeinde Jesu in Liebe diesen Personen zuwenden und sie rücksichtsvoll und mit viel Einfühlungsvermögen zu Jesus ihrem Retter führen oder ihren Glauben an Jesus stärken. Dies ist vor allem in Hauskreisen möglich.

Die Gemeindeglieder nehmen Anteil am Ergehen dieser Schwachen und Kranken (Gal 6,2) und beten mit ihnen und für sie. Dieses anteilnehmende und fürbittende Gebet um Genesung ist eine der mächtigsten heilenden Kräfte der Gemeinde Jesu (Jak 5,16). Da sich die Gemeindeglieder als Leib Jesu verstehen, in dem jedes Glied auf das andere angewiesen ist, gehört es zum Wesen der Gemeinde, dass sich die einzelnen Gemeindeglieder, aber auch der Verkündiger und die diakonischen Ehepaare um die Schwachen und Kranken kümmern, indem sie sie im Krankenhaus oder zu Hause besuchen, ihnen einfühlsam zuhören28 und ihnen wenn nötig tatkräftig helfen, sei es im Haushalt, Garten, usw. Zudem begegnen sie ihnen mit Wertschätzung (1Thes 5,14). Wir lesen in 1. Korinther 12,26a: „Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit.“ Die Gemeindeglieder, insbesondere die diakonischen Ehepaare, sind bereit, die leidenden und kranken Gemeindeglieder mit aufopfernder und selbstloser Liebe zu begleiten, unterstützt von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem diakonischen Team. Dies können sie darum, weil Jesus ihnen die Kraft dazu schenkt.

Fussnoten

  1. Vreemann, W., Was hilft, was heilt? Ein Arzt beantwortet Fragen zur alternativen Medizin, Dillenburg 2005, 3.Aufl., S. 25. ↩︎
  2. Ouweneel, W.J., Heilt die Kranken! Über die biblische Lehre von Krankheit, Heilung und Befreiung, Lüdenscheid 2005, S. 191-193. ↩︎
  3. Kotsch, M., Krankheit und Gesundheit in der Bibel, in: Bibel und Gemeinde, Zeitschrift des Bibelbundes, Berlin Nr. 3/2007, S. 13-14. ↩︎
  4. Vreemann, W., Was hilft, was heilt?, S. 25. ↩︎
  5. Fountain, D.E., Die heilende Kraft Gottes. Krankheit, Heilung und der Faktor Glaube, Schwarzenfeld 2008, S. 99. ↩︎
  6. Benkert, O., StressDepression. Die neue Volkskrankheit und was man dagegen tun kann, München 2005, S. 118-119. ↩︎
  7. Beyerhaus, P., Er sandte sein Wort. Theologie der christlichen Mission, Bd. 1, Die Bibel in der Mission, Wuppertal; Bad Liebenzell 1996, S. 547. ↩︎
  8. Fountain, D.E., Die heilende Kraft Gottes, S. 35. ↩︎
  9. Scheffbuch, R., Würdig und vorbereitet. Wie wir gut leben und sterben können, Basel; Gießen 2006, S. 86. ↩︎
  10. Fountain, D.E., Die heilende Kraft Gottes, S. 206-208. ↩︎
  11. Beyerhaus, P., Er sandte sein Wort, S. 560. ↩︎
  12. Ballon, G., Seelsorge in der Gemeinde – Bibelarbeit über Jak 5,13-20, in: Seelsorge in der Gemeinde, hg. v. W. Haubeck; W. Heinrichs; M. Schröder, Witten 2004, S. 34. ↩︎
  13. Hari, D.; Naegeli, U.-H., Du bist Gottes Stellvertreter auf Erden, Schiers 2005, S. 15.37.
    Ich bin der Ansicht, dass mit diesen größeren Werken gemeint ist, dass wir Menschen zur Rettung durch Christus hinführen können. Wenn nämlich ein Mensch diese Rettung annimmt, ist er eine neue Schöpfung. Er ist befähigt, ein neues, Gott wohlgefälliges Leben zu führen und wird, wenn der Herr Jesus wiederkommt, einen neuen, unsterblichen Leib erhalten, der keine Krankheiten, Schmerzen mehr kennt und auch nie mehr sterben wird. ↩︎
  14. Ebd., S. 61. ↩︎
  15. Bittner, W.J., Heilung. Zeichen der Herrschaft Gottes, Schwarzenfeld 2007, S. 44. ↩︎
  16. Beyerhaus, P., Er sandte sein Wort, S. 560. 96 ↩︎
  17. Kropf, M., Alternative Heilmethoden. Ein ärztlicher Leitfaden aus biblischer Sicht, Karlsruhe 2008 5 , S. 188-200; Mauerhofer, M., Hilfe! Ich muss ins Krankenhaus. Ein Begleiter für diese Zeit, Lahr 1995, S. 33. ↩︎
  18. Klessmann, M., Seelsorge. Begleitung, Begegnung, Lebensdeutung im Horizont des christlichen Glaubens. Ein Lehrbuch, Neukirchen-Vluyn 2008, S. 357-358. ↩︎
  19. Zit. nach Weise, M., Evangelisation im Gesundheitsdienst, in: Heil oder Heilung? Dienst an Kranken im 21. Jahrhundert, hg. v. W. Nestvogel; M. Weise, Oerlinghausen 2007, S. 34. ↩︎
  20. Laubach, F., Krankheit und Heilung in biblischer Sicht, Wuppertal 1976, S. 30-32. ↩︎
  21. Vreemann, W., Was hilft, was heilt?, S. 261-262. ↩︎
  22. Bittner, W.J., Heilung. Zeichen der Herrschaft Gottes, S. 139. ↩︎
  23. Großmann, S., Ich bitte Dich, dass Du mich heilst. Die Gabe der Krankenheilung im Neuen Testament und heute, Gießen; Basel 2007, S. 45. ↩︎
  24. 256 Ebd., S. 72-73. ↩︎
  25. Bittner, W.J., Heilung. Zeichen der Herrschaft Gottes, S. 57. ↩︎
  26. Mauerhofer, A., Gemeindebau nach biblischem Vorbild, Nürnberg; Hamburg 2010 2 , S. 88-89. ↩︎
  27. Zit. nach Fountain, D.E., Die heilende Kraft Gottes, S. 245. ↩︎
  28. Vogel, N., Mit Krankheit leben, Lahr 2004 2 , S. 53. ↩︎