Mit freundlicher Genehmigung des Betanien-Verlags drucken wir hier einige Auszüge aus „Die verlorene Kunst des Jüngermachens“ von LeRoy Eims, 3. Auflage 2023, ab. Die Redaktion
Grundsätzliches
Jeder an Jesus Christus Gläubige sollte Gelegenheit haben, persönlich ernährt zu werden und sich zu ent-wickeln. Von jedem Neubekehrten wird erwartet, dass er sein volles Potential für Gott ausschöpft. Und bei den Meisten wäre das der Fall, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten; wenn ihnen nur jemand die erforderliche Nahrung geben, die nötige Hilfe leisten und die angemessene Unterweisung vermitteln würde, und wenn sie jemandem so wichtig wären, dass er etwas für sie leiden, etwas für sie opfern und viel für sie beten würde.
In diesem Artikel möchten wir den Wachstumsprozess im Leben eines Christen betrachten, von seiner Bekehrung zu Christus an, bis er ein Jünger und schließlich ein Arbeiter für den Herrn wird. Wir werden untersuchen, welcher Nahrung und Führung es bedarf, damit geistlich reife Arbeiter in der Gemeinde Jesu Christi heranwachsen können.
Die Konzepte und Prinzipien, die wir näher betrachten werden, entstammen keinem wildwüchsigen, unausgegorenen Gedankengang. Wahres Wachstum braucht Zeit und Tränen, Liebe und Geduld. Der Leiter braucht den Glauben, um die Menschen so zu sehen, wie Gott sie haben möchte. Und er braucht eine gewisse Erkenntnis, um ihnen zu helfen, an diesem Ziel anzukommen.
Die Notwendigkeit der Multiplikation
Schaut man den Dienst der Apostel nach Jesu Himmelfahrt und dem daran anschließenden Dienst jener Jünger, die jene ausgebildet hatten, an, können wir eine Menge sehen, was für unser eigenes Leben und unseren Dienst anwendbar ist.
Manche Gemeindeleiter haben mich gefragt: „Glaubst du wirklich, dass dieses Jüngerschaftstraining auch in der Gemeinde von heute funktioniert?“ Meine Antwort war immer dieselbe: Es funktionierte in der Gemeinde in Jerusalem; es funktionierte in der Gemeinde in Antiochien. Die ganze Methode hat ihren Ursprung in der neutestamentlichen Gemeinde. Es gibt keinen erdenklichen Grund, warum sie heute nicht angewandt werden könnte.
Der Missionsbefehl gilt immer noch. Die Botschaft des Evangeliums ist dieselbe. Unser Dienst geschieht durch denselben Heiligen Geist. Wir haben dasselbe Wort Gottes. Und wir haben die Verheißung, die Jesus im Zusammenhang mit dem Jüngermachen gab: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.“ (Mt 28,20). Wo also liegt heute das Problem? Warum sehen wir das so wenig praktiziert? Warum sind hingegebene, reife Jünger, die Frucht bringen, so rar? Der Hauptgrund liegt darin, dass wir zu oft auf Programme oder Materialien oder andere Dinge vertraut haben, die die Arbeit abnehmen sollen.
Der Dienst wird nicht durch Programme, sondern von Menschen getan. Er muss nicht durch etwas, sondern von jemandem ausgeübt werden. Jünger können nicht in Massenproduktion gemacht werden. Wir können Menschen nicht in ein Programm stecken und meinen, am Ende des Produktionsablaufes kämen Jünger dabei heraus. Jünger auszubilden kostet Zeit. Jeder braucht individuelle, persönliche Betreuung. Es kostet Stunden der Fürbitte. Es kostet Geduld und Einfühlungsvermögen, um ihnen beizubringen, wie sie selbstständig das Wort Gottes studieren, ihre Seele nähren und die Bibel in der Kraft des Heiligen Geistes auf ihr Leben anwenden können. Und man muss ihnen in all diesem ein Vorbild sein.
Die Gemeinde vor Ort
In jeder Gemeinde sind die Interessen an der Sache des Herrn sehr verschieden. Manche Leute wollen einfach nur zuschauen und zuhören. Sie kommen aus ganz unterschiedlichen Gründen: Gewohnheit, Pflichtgefühl, Gruppenzwang, Geschäftsverbindungen, oder um soziale Kontakte zu pflegen. Manche sind Christen, die einfach nur mitschwimmen, und manche sind Nicht-Christen, die einfach nur da sind.
Zu den Zuschauern kommt noch eine Gruppe hinzu: Die Mitwirkenden. Diese Leute übernehmen freiwillig einen Dienst in der Gemeinde, und geben in den meisten Fällen ihr Bestes. Vielleicht begrüßen sie die Leute vor dem Gottesdienst für die Erwachsenen, helfen als Platzanweiser, dienen in Ausschüssen oder als Leiter in einer der vielen Kreise und Gruppen in der Gemeinde. Manche halten Kinderstunden oder Bibelunterricht oder setzen sich in einer Vielzahl von anderen Bereichen ein. Diese Mitwirkenden bilden das Rückgrat der Gemeinde. Ohne sie würde all das nicht funktionieren.
Jeder einzelne von uns hat spezielle Bedürfnisse, um die sich nur andere Menschen kümmern können. Kein System oder Programm wird automatisch diese Bedürfnisse stillen können. Als Individuen haben wir alle besondere Nöte, in denen nur andere Menschen helfen können. Hier besteht die Gefahr, nicht zu erkennen, dass manche noch nicht für ein Jüngerschaftstraining bereit sind oder das eigentlich gar nicht wollen. Manche Gemeindehirten haben neu den Wunsch entdeckt, Jünger zu machen und haben es dann eilig, diesen Dienst in die Gemeinde einzuführen. Doch dadurch vertreiben sie manche guten Leute, oder geben ihnen das Gefühl, Christen zweiter Klasse zu sein. Oft wird vorschnell gehandelt, weil man unerfahren ist und meint, jeder sollte jetzt plötzlich ein perfekter Jünger sein. Nicht alle können diese Erwartungen erfüllen und somit fühlen sich viele verletzt.
Damit die Gemeinde am wirkungsvollsten arbeiten kann, müssen Ungläubige ebenso wie lauwarme und hingegebene Gläubige dort abgeholt werden, wo sie stehen. Damit sich Leute zu Jüngerschaftsbeziehungen
ermutigen lassen, sind zuallererst drei Dinge wichtig: Sie müssen motiviert sein, Jünger zu werden, tägliche Gemeinschaft mit Jesus Christus zu pflegen und als Zeugnis für ihn zu leben.
1. Motivation zu Jüngerschaft und Engagement
Der erste Schritt, um eine Gruppe von Jüngern zusammenzubekommen, die etwas lernen wollen, ist die Motivation. Sie müssen in zwei Richtungen motiviert werden – innerlich und äußerlich. Innerlich müssen sie motiviert werden, Gemeinschaft mit Jesus Christus zu haben, und äußerlich müssen sie zu Zeugen für Jesus Christus werden. Der gesamte Prozess sollte mit viel Gebet und Bedacht angegangen werden. So, wie man ein neues Bauprojekt in Angriff nimmt.
Bevor man in einer Gemeinde mit einem Jüngerschaftstraining beginnt, bedarf es der gleichen Art des Weitblicks und der Planung. Der Schlüssel dazu ist, langsam vorzugehen und nicht zu versuchen, mit zu vielen zu viel und zu schnell zu machen. Die Zuschauer sind immer noch da, und viele von ihnen möchten auch Zuschauer bleiben. Menschen zur Nachfolge Jesu zu ermutigen, ist ein Projekt, das Andere begeistert. Zu gegebener Zeit wirst du erkennen können, wer wirklich ein Jünger werden will. Die dazu bereit sind, werden dann selbst merken, wie wichtig es ist, Zeit im Wort Gottes zu verbringen – es zu lesen, zu studieren, auswendig zu lernen – und eine tägliche Gebetszeit einzurichten.
2. Gemeinschaft mit dem Herrn
Wenn wir feststellen, dass Jüngerschaftstraining in unserer Gemeinschaft bei manchen ein Interesse an geistlichen Dingen geweckt hat,
können wir eine weitere Idee in den fruchtbaren Boden einpflanzen. Dieses Mal geht es darum, regelmäßige Gemeinschaft mit dem Herrn zu haben. Es ist unser Ziel, dass aus unserer Gruppe Menschen hervorgehen, die das Wort Gottes beständig, regelmäßig und ganz persönlich verinnerlichen, und ein wirksames Gebetsleben haben. Sie sind Menschen, die täglich neu in einer gesunden Gemeinschaft mit Jesus Christus leben, und durch deren Leben Christus für die Leute sichtbar wird.
Um dies zu erreichen, müssen wir sichergehen, dass die geistliche Ernährung nicht nur von der wöchentlichen Predigt abhängt, sondern, dass die Jünger auch im Stande sind, sich selbst täglich aus dem Wort Gottes zu ernähren. Das Problem ist nicht, dass keine geistliche Nahrung vorhanden ist. Das Problem liegt darin, dass viele Christen nicht wissen, wie sie sich diese Nahrung beschaffen können. Sie sind wie Babys in einer Speisekammer, umgeben von vielerlei Babygläschen – Fleisch, Obst, Gemüse… Doch sie würden geradewegs verhungern, wenn niemand da wäre, der ihnen die Gläser öffnet.
Nachdem er auferstanden war, befahl Jesus dem Petrus, die Lämmer und Schafe zu weiden. Zu dieser Aufgabe gehört es, die Schafe so zu führen, dass sie sich selbst ernähren können. Wenn ein Mensch zum Glauben an Jesus Christus kommt, braucht er jemanden, der ihm hilft zu lernen, wie er sich selbst ernähren kann. Und in Gemeinden gibt es Leute, die nie gelernt haben, wie man sich selbst aus dem Wort versorgt.
Unsere erste und wichtigste Verantwortung als Christen ist es, eine starke, tägliche, beständige Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus zu pflegen, indem wir uns durch sein Wort ernähren. Und wir müssen anderen helfen, es ebenso zu tun.
3. Das Zeugnis für den Herrn
Anderen beizubringen, wie man für den Herrn Zeugnis gibt, ist eines der schönsten und erfüllendsten Aspekte einer Jüngerschaftsbeziehung. Doch wird niemand Zeugnis geben, wenn er nicht Zeit mit Jesus verbracht hat. Wir müssen den Jüngern zwei wichtige Prinzipien erklären: Erstens
ist das Zeugnis etwas, das Gott tut; und zweitens, gebraucht er dazu Menschen.
Gott tut es.
Das erste Prinzip beim Zeugnisgeben ist, dass es Gott ist, der es tut. Es ist keine Erfindung von Menschen und wird nicht durch menschliche Kraft bewirkt. Wenn in dieser Welt irgendetwas von geistlichem Wert getan wird, dann nur, weil Gott am Werk ist. Sowohl im Altern als auch im Neuen Testament stellen wir das überall fest. Von diesem Prinzip, muss jeder überzeugt sein, der ein fruchtbarer, hingegebener, lebenslanger Zeuge Jesu Christi sein will. Ein richtiges Verständnis dieses Prinzips vertreibt unsere Furcht und Nervosität beim Zeugnisgeben. Wir vertrauen ganz auf Gott. Er ist es, der durch uns wirkt.
Gott gebraucht Menschen.
Das zweite Prinzip beim Zeugnisgeben ist, dass Gott Menschen dazu gebraucht. Gläubige Männer und Frauen sind seine auserwählten Werkzeuge, um das Evangelium unter den Menschen zu verbreiten. Wie fruchtbar wir sind, hängt davon ab, wie eng wir in Gemeinschaft mit Christus leben. Darum muss diese Gemeinschaft an erster Stelle stehen. Zeugnisgeben ist nicht Überarbeitung, sondern Überfluss. Dabei wirkt Christus durch Menschen zu anderen Menschen. Paulus sagte: „Denn ich werde nicht wagen, etwas von dem zu reden, was Christus nicht durch mich gewirkt hat zum Gehorsam der Nationen durch Wort und Werk“ (Röm 15,18). Es war Christus, der durch Paulus zu den Menschen sprach.
Es ist bemerkenswert, dass die letzten Worte, die Jesus auf dem Ölberg seinen Jüngern sagte, und die ersten Worte an den neuen Apostel auf der Straße nach Damaskus, vom Zeugnisgeben handelten. Das ist es, was sich Gott von seinen Erlösten wünscht. Gott hatte Paulus errettet, um ihn in seinem großen Plan, der Weltevangelisation, einzusetzen. Er war gerettet, um Zeuge zu sein.
Evangelisation ist das, was unser Jüngerschaftsprogramm am Leben erhalten wird. Ohne Evangelisation würden die Pläne Gottes nicht erfüllt. Wir Gläubige sind keine Eimer, die mit all den Reichtümern Christi gefüllt werden sollen, sondern Kanäle des Segens, um der Welt die Rettung zu bringen.
Zeugnisgeben muss mit viel Gebet, Sorgfalt und Planung einhergehen. Dann werden die von uns herangebildeten, reifen und hingegebenen Jünger aktive Zeugen sein. Es gibt unzählige Möglichkeiten, und die Not ist groß. Doch hingegebene Jünger, die in Gemeinschaft mit dem Herrn leben, können von solchen Möglichkeiten Gebrauch machen und helfen.
Der Prozess des Jüngermachens

1.Was ein Neubekehrter braucht
Wir müssen wissen, was nötig ist, damit jemand ein Jünger Jesu wird, und wie man dieser Person dabei helfen kann.
Heilsgewissheit
Das Erste, was ein Neubekehrter haben muss, ist Heilsgewissheit. Er muss sich sicher sein, dass er wirklich wiedergeboren ist. Und wenn du es bist, der ihn helfend begleitet, solltest auch du dir in diesem Punkt sicher sein. Ich habe Menschen erlebt, die sich „entschieden“ hatten, doch als ich versuchte, ihnen zu helfen, in der Gnade und der Erkenntnis Jesu Christi zu wachsen, musste ich feststellen, dass sie noch immer tot in ihren Übertretungen und Sünden waren. Sie hatten kein geistliches Leben. Ich musste auf die harte Tour lernen, dass es unmöglich ist, einen Menschen zu einem Jünger zu machen, der geistlich tot ist.
Paulus sagte: „Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden“ (2Kor 5,17). Um zu erkennen, ob ein Mensch wirklich neues Leben bekommen hat, muss bei ihm ein Sinneswandel gegenüber Jesus Christus und Sünde erkennbar sein. Dies bedeutet weder, dass er nun völlig die Lehre der Herrschaft Christi über sein Leben versteht,
noch, dass er alle seine alten Probleme gelöst hat. Doch seine grundlegenden Einstellungen haben sich verändert. Nun betrachtet er Jesus ehrerbietend (s. 1Jo 5,11-12) und hat eine ablehnende Haltung der Sünde gegenüber (1Jo 1,9). Mit anderen Worten: Er zeigt Anzeichen von neuem Leben.
Angenommen sein
Ein weiteres Bedürfnis eines Neubekehrten ist Angenommensein. Zwei Dinge müssen ihm klargemacht werden: Du bist geliebt und angenommen. Diese sind zwei Seiten ein und derselben Medaille.
In seiner Haltung gegenüber den Thessalonichern ist Paulus ein Beispiel dafür. „So, in Liebe zu euch hingezogen, waren wir willig, euch nicht allein das Evangelium Gottes, sondern auch unser eigenes Leben mitzuteilen, weil ihr uns lieb geworden wart“ (1Thes 2,8). Kein Wunder, dass diese Thessalonicher in ihrem Glaubensleben und ihrem Zeugnis solche Fortschritte machten, „so dass ihr allen Gläubigen in Mazedonien und in Achaja zu Vorbildern geworden seid.“
2. Die Grundbedürfnisse eines wachsenden Christen
Außer Sicherheit und Annahme hat ein wachsender Christ vier weitere Grundbedürfnisse. Er braucht Schutz, Gemeinschaft, Nahrung und Unterweisung.
Er braucht Schutz.
Für seine Gläubigen und Schützlinge durchlebte Paulus fortwährende Geburtswehen, bis Christus in ihnen Gestalt annahm (s. Gal 4,19). Neugeborene brauchen Schutz. Auf der Säuglingsstation eines Krankenhauses sterilisieren die Krankenschwestern alle Utensilien; sie tragen einen Gesichtsschutz, um das neue Leben vor schädlichen Keimen zu schützen. Genauso ist es mit neugeborenen Christen. Sie müssen vor falschen Lehren und einer Vielzahl verschiedener feindlicher Angriffe geschützt werden.
Er braucht Gemeinschaft.
Er ist in eine Familie hinein geboren und braucht die Gemeinschaft mit seinen Brüdern und Schwestern in Christus. Als meine Frau und ich zum Glauben kamen, war eine Frau aus der Gemeinde sehr bemüht, uns mit gleichaltrigen Christen zusammenzubringen. Sie nahm sich Zeit und schlug Bibelstellen mit uns nach, um unsere vielen Fragen zu beantworten. Sie machte uns mit anderen Gemeindegliedern bekannt, die uns unter der Woche zu sich nach Hause einluden. Darunter war ein Landwirt, ein Bankier, ein Friseur. Sie nahmen uns mit in ihr Leben hinein und gaben uns das Gefühl, in der Gemeinde zuhause und willkommen zu sein.
Er braucht Nahrung.
Der Neubekehrte bekommt seine Nahrung auf zweierlei Weise. Die eine ist, ihn direkt im Wort zu unterweisen. Wenn meine Frau und ich unsere neuen gläubigen Freunde besuchten, kam das Gespräch stets auf geistliche Themen. Wir stellten Fragen, und sie zückten ihre Bibeln und zeigten uns die Antworten. Bald war ich überzeugt, dass die Antwort auf jede Frage in diesem Buch zu finden war. Wenn sie einmal auf eine unserer Fragen keine Antwort hatten, fragten sie die Gemeindeleiter, die ihnen halfen, die Antwort zu finden, von der sie uns dann berichteten. Auch bei der Erwachsenen-Sonntagschule und im Gottesdienst lernten sie die Schrift immer besser kennen.
Doch erst als ich Waldron Scott begegnete, lernte ich die zweite Weise kennen, wie man durch das Wort ernährt werden kann. Damals gaben mir meine Freunde Nahrung aus der Bibel, aber Scotty zeigte mir, wie ich mich selbst ernähren konnte. Er begann mit Virginia und mir ein grundlegendes Bibelstudium mit Fragen und Antworten. Die Antworten mussten wir uns selbst erarbeiten. Er brachte uns bei, wie wir die Schrift auswendig lernen und uns selbstständig aus der Bibel ernähren konnten.
Tue dein Bestes, damit er dem Stadium entwächst, wo er noch deine Hilfe braucht, um seine geistliche Ration zu bekommen. Zeige ihm, wie man sich selbst ernährt. Wenn wir ihm nicht diese lebensnotwendige Gewohnheit beibringen, wird er für den Rest seines Lebens von anderen abhängig sein. Gott möchte, dass er wächst und sich zu einem kräftigen Jünger Jesu entwickelt, der wiederum anderen helfen und ihm zeigen kann, wie auch sie solch einen Vorgang wiederholen können
Er braucht Unterweisung.
Auch hier ist Paulus uns ein Beispiel: „wie ihr ja wisst, dass wir euch, und zwar jeden Einzelnen von euch, wie ein Vater seine Kinder ermahnt und getröstet und beschworen haben, des Gottes würdig zu wandeln, der euch zu seinem Reich und seiner Herrlichkeit beruft“ (1Thes 2,11-12).
Wenn wir einen Neubekehrten anleiten, sollten wir uns auf die „Wie-Fragen“ konzentrieren. Die Antworten auf die „Warum-Fragen“ folgen später. Zuerst muss der junge Gläubige das Wie erlernen. Paulus sagte den Thessalonichern: „Übrigens nun, Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus, da ihr ja von uns Weisung empfangen habt, wie ihr wandeln und Gott gefallen sollt – wie ihr auch wandelt – dass ihr darin noch reichlicher zunehmt.“ (1Thes 4,1). Der wachsende Gläubige muss erlernen, wie man eine morgendliche Stille Zeit im Wort Gottes und Gebet verbringt, wie man das Wort Gottes auswendig lernt, wie man die Bibel studiert, wie man das Evangelium klar und einfach weitersagt. Diese Dinge brauchen Zeit. Doch es ist unsere Verantwortung, ihm das beizubringen.
All das setzt voraus, dass wir diese Dinge selbst leben. Als Waldron Scott mit mir anfing, die Schrift auswendig zu lernen, sagte er: „Das ist etwas, das mir selbst sehr geholfen hat.“ Und gab mir einen kleinen Stapel mit Verskarten, die speziell für Jungbekehrte konzipiert waren. Ein Vorbild zu sein, ist eine der besten Weisen, einem anderen etwas beizubringen. Paulus schreibt: „Was ihr auch gelernt und empfangen und gehört und an mir gesehen habt, das tut! Und der Gott des Friedens wird mit euch sein.“ (Phil 4,9).
3. Die wichtigsten Eigenschaften des Wachstums
Wer einem Neubekehrten beim Wachstum helfen will, muss ihm helfen, in seinem Leben zwei der wichtigsten Eigenschaften zu entwickeln: ein tiefes Verlangen nach Gemeinschaft mit Jesus Christus und die Beständigkeit.
Gemeinschaft mit Jesus Christus
Das Kennzeichen von Männern und Frauen Gottes war zu allen Zeiten eine tiefe Nähe zu und enge Gemeinschaft mit Jesus Christus. Wir müssen dem Neubekehrten helfen, dass diese Haltung ein fester Bestandteil seines Lebens wird. Deshalb bete, dass er Hunger auf Gottes Wort und Freude daran hat. Bete anhand von Bibelversen für ihn, dass diese Wahrheiten in seinem Leben sichtbar werden. Einige Beispiele:
Montag: „Wie liebe ich dein Gesetz! Es ist mein Nachdenken den ganzen Tag.“ (Ps 119,97). Bete: „Herr, möge er dein Gesetz liebgewinnen und täglich darüber nachsinnen.“
Dienstag: „Wunderbar sind deine Zeugnisse, darum bewahrt sie meine Seele.“ (Ps 119,129). Bete: „Herr möge er erkennen, wie wunderbar dein Wort ist und ihm vollkommen gehorchen.“
Mittwoch: „Ich habe meinen Mund weit aufgetan und gelechzt, denn ich sehne mich nach deinen Geboten.“ (Ps 119,131). Bete: „Möge er ein solches Verlangen nach deinem Wort bekommen.“
Donnerstag: „Wohlgeläutert ist dein Wort, dein Knecht hat es lieb.“ (Ps 119,140). Bete: „Herr, bitte gebe ihm eine große Liebe zu deinem Wort.“
Freitag: „Meine Augen sind den Nachtwachen zuvorgekommen, um nachzudenken über dein Wort.“ (Ps 119,148). Bete: „Möge er sich auf die Nacht freuen, weil er beim Einschlafen über dein Wort nachsinnen kann.“
Samstag: „Ich freue mich über dein Wort wie einer, der große Beute macht.“ (Ps 119,162). Bete: „Herr, hilf ihm, sich stets an deinem Wort zu freuen.“
Beständigkeit
Die zweite wichtige Eigenschaft, die sich im Leben eines Neubekehrten entwickeln sollte, ist die Beständigkeit oder Treue. Doch Beständigkeit kann nicht erzwungen werden. Ich habe es versucht und dabei versagt. So musste ich erkennen, das Treue und Beständigkeit Früchte sind, die der Heilige Geist von innen her wirkt und nicht durch menschliche Anstrengung von außen aufgesetzt werden kann. Wir können auf dreierlei Weise etwas dafür tun, dass diese Treue durch die Kraft des Heiligen Geistes bei einem Junggläubigen zum Vorschein kommt:
- Gib ihm kleine Aufgaben im Bibelstudium, die er an einem Stück erledigen kann, und von denen du weißt, dass sie ihm zum Segen sein werden. Hilfreich sind tägliche Bibellesehilfen oder Andachtsbücher, die einen kleinen Aufgabenteil (Fragenbeantwortung) beinhalten.
- Mach mit ihm zusammen „Stille Zeit“. Schlag ihm vor, dass ihr euch frühmorgens vor der Arbeit bzw. Schule kurz zum Bibellesen und Beten trefft. Besuche ihn zu Hause, trinke eine Tasse Kaffee mit ihm, und verbring mit ihm zusammen etwas Zeit mit dem Herrn. Da diese Dinge viel leichter abgeschaut als beigebracht werden, wird er von dir lernen, wenn du es mit ihm zusammen tust.
- Frag immer wieder nach und ermutige ihn regelmäßig. Das ist sehr wichtig; doch die Betonung liegt auf dem Wort ermutigen.
Während meines ersten Jahres im Dienst der Universität fanden einige Männer zu Christus. Wann ich sie im Wohnheim traf, quetschte ich sie immer sofort aus, wie es ihnen im Bibelstudium, Auswendiglernen und ihrer Beziehung zu Gott ging. Bald nannten sie mich den alten „Herrn Oberaufseher“. Wenn es in ihrem Leben einmal nicht so vorbildlich lief, mieden sie mich einfach. Bald wurde mir klar: Es ist schwer, jemand in seinem Glaubensleben wachsen zu helfen, wenn er mich meidet. Darum musste ich mich ändern. Und so wurde ich einige Zeit später als „der Mutmacher“ bekannt. Je mehr ich andere ermutigte, desto mehr Veränderung fand statt.
Die Neubekehrten wuchsen und wir hatten wunderbare Gemeinschaft. In ihrem Weg mit dem Herrn wurden sie beständig.