In dieser Ausgabe blicken wir auf 40 Jahre KfG-Arbeit zurück. Im Gründungsjahr 1983 war ich noch bei der Liebenzeller Mission und meine Frau Lehrerin in ihrer Kärntner Heimat. Doch dann bekamen wir 1988 die KfG-Zeitschrift Nr. 14 in die Hände. Wir ahnten nicht, dass sich dadurch unser ganzes Leben verändern sollte.
Eckehard Strickert und Ernst G. Maier
Anfangs der 1980er Jahre hatten sie sich in der Wohnung des amerikanischen Kindermissionars Dale Sigafoos in der Hafenstr. 17 in Mainz kennengelernt – Eckehard, der Norddeutsche, und Ernst, der Urschwabe. Sie waren sehr verschieden. Eckehard war mehr ein praktischer Pionier, Ernst hingegen ein Lehrer durch und durch.
Beide hatten zunächst Bibelschulen besucht. Eckehard das Bibelseminar Wuppertal, Ernst die Bibelschule Beatenberg. Doch das reichte Ernst nicht. Er ging in die USA, studierte am Grace Seminary in Winona Lake, Indiana, und schloss mit einem lic. theol. ab.
Der eine hatte – nach verschiedenen Pastorendiensten – bereits zwei Gründungsarbeiten in Kaufbeuren und Groß-Gerau hinter sich, bzw. war noch dabei; während der andere aus den Staaten zurückgekommen war und in Reutlingen / Württemberg eine Gemeinde gründen wollte. Weil Familie Maier mit ihren drei Jungs in Reutlingen keine geeignete Wohnung fand, starteten sie im benachbarten Pfullingen. Dort entstand eine biblisch ausgerichtete Gemeinde, die später mehrere Tochtergemeinden ablegen sollte.
Als ich die Zeitschrift „Gemeindegründung“, Heft 14 (damals noch im Din A5-Format), in die Hände bekam, waren meine Frau und ich vom Inhalt sofort angesprochen. Der Inhalt der Zeitschrift war ein Volltreffer. Ernst Maier beleuchtete die Grundsätze der Gemeinschaftsbewegung (Gnadauer Verband), zu der wir ja damals gehörten, kritisch. Er zeigte die Inkonsequenz des Slogans „In, mit – aber nicht unter der Kirche“ auf. Wir fanden in dem Heft auch die Telefonnummer von Eckehard Strickert, riefen ihn an und vereinbarten einen Besuchstermin in Groß-Gerau. Am Ostersamstag 1989 lernten wir Eckehard und seine Frau Bärbel kennen. Damals ahnte ich natürlich nicht im Geringsten, dass ich wenige Jahre später die Leitung der KfG von ihm übernehmen sollte.
Seminar für Gemeindegründung in Pfullingen
Meine Frau und ich lebten zu jener Zeit mit unserem einjährigen Sohn in Karlsruhe. Ich war Prediger der Liebenzeller Mission in einer Art Stadtmissionsarbeit mitten in der badischen Hauptstadt. Ich gehörte noch zur Evangelischen Landeskirche und war nicht auf biblische Weise getauft.
In jenem ersten Exemplar der KfG-Zeitschrift wurde auch ein „Seminar für Gemeindegründung“ in Pfullingen inseriert. Es sollte im Juni 1989 stattfinden. Wir reichten Urlaub ein und meldeten uns als Prediger-Ehepaar mit samt unserem Söhnchen an.
Das Seminar mit Ernst Maier benutze unser Herr, um unseren Horizont zu erweitern. Ernst lehrte systematisch Theologie. Alles, was er sagte, hatte Hand und Fuß. Besonders hilfreich waren seine Ausführungen über die so genannte Gemeinschaftsbewegung. Ich war im Pietismus groß geworden. Mein Großvater Heinrich Plock hatte in unserer nordhessischen Heimat 1909 in seinem Haus in Borken-Kleinenglis im Schwalm-Eder-Kreis eine Landeskirchliche Gemeinschaft gegründet. In meinem Elternhaus in Bad Zwesten fand am Sonntagnachmittag um 14 Uhr die „Stund“ statt und am Freitagabend traf sich in unserem Wohnzimmer der EC-Jugendbund.
Und nun entfaltete Ernst Maier eine glasklare neutestamentliche Gemeindelehre, die in unseren Herzen auf vorbereiteten Boden fiel. Schon während meiner Ausbildung in Bad Liebenzell hatte das Gemeinschaftsmodell Risse bekommen. Im Unterricht arbeiteten wir u.a. das Buch „Die Krisis der Gemeinschaftsbewegung“ von Friedrich Heitmüller, Hamburg, durch. Anfang 1985 fuhren wir als Fünftklässler des Liebenzeller Missionsseminars ein Wochenende lang nach Langenthal / Schweiz. Dort hatte Armin Mauerhofer im großen Segen gewirkt, und mit Gottes Hilfe war die damals größte „Freie evangelische Gemeinde“ (FEG) der Schweiz entstanden. Am Sonntag erklärte er uns Seminaristen nach dem Mittagessen in seinem Wohnzimmer den Aufbau der Langenthaler Gemeinde. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wiederum hätte ich damals niemals ahnen können, dass sich einmal eine solch herzliche Verbindung zwischen Armin und mir entwickeln sollte.
Der Same war also bereits gelegt. Nun schlug Ernst in dieselbe Kerbe. Hinzu kamen die guten Gespräche bei den Mahlzeiten und an den Abenden. Wir wohnten im Gemeindehaus; im selben Gebäude lebte auch Familie Maier. Dort fand das Seminar statt. Manchmal kamen noch Gastreferenten. So lernten wir auch Roger Peugh kennen, der damals noch im 40 Kilometer entfernten Stuttgart in einer Gemeindegründungsarbeit diente. Es war einfach eine unglaublich gesegnete Woche. Wir wurden in unserem Entschluss bestätigt, die Gemeinschaftsbewegung zu verlassen und in die Arbeit der Gemeindegründung zu gehen. Wir waren bereit, die sichere Anstellung und Absicherung eines großen Missionswerkes zu verlassen und einen Glaubensweg einzuschlagen. Wohin wussten wir allerdings damals noch nicht.
Komm herüber … und hilf uns!
Anfang Januar 1990 fuhren wir als junge Familie nach Vals / Südtirol. Die Liebenzeller Mission veranstaltete dort eine Ski-Freizeit, und ich sollte den Teilnehmern die Bibelarbeiten halten. Ich hatte mich gegen diesen Auftrag innerlich gesträubt, weil ich nicht Ski fahren kann und weil ich auch nicht unbedingt in einem ziemlich luxuriösen Hotel wohnen wollte. Aber es half nichts. Am Abend des 1. Januar kamen wir gut in den Dolomiten an.
Die Freizeit begann mit einer Vorstellungsrunde. Besondere Aufmerksamkeit erregte bei mir ein Arzt aus Mannheim. Er sagte wörtlich: „Ich war 37 Jahre lang katholisch – seit drei Jahren bin ich Christ.“ Ich sprach ihn später im Foyer des Hotels an. Er erzählte mir, dass seine Frau und er beide zum Glauben gekommen waren und dass sie gerne in ihrem Haus mit Gemeindegründungsarbeit beginnen würden. Zu diesem Zweck hatten sie sogar schon 15 Stühle erworben, die in ihrem Keller auf ihre Nutzer warteten. Dann erzählte ich ihm, Dr. Wunschik, dass wir in Karlsruhe quasi auf gepackten Koffern saßen. Da staunte er nicht schlecht. Zwei Tage später waren wir auf den Knien und dankten Gott für seine großartige Führung.
Ernst Maiers Zeitschrift „Perspektive“
Im September 1990 zogen wir ins Dachgeschoß von Familie Wunschik nach Mannheim und begannen in ihrem Haus mit der Gemeindegründungsarbeit. Ernst Maier druckte damals jeden Monat viele tausend Exemplare einer sehr guten, kleinen, preiswerten evangelistischen Zeitschrift. Der Innenteil war für alle Empfänger gleich, der Mantel des Blattes wurde für jede Gemeinde, die es einsetzte, individuell gestaltet. Wir Mannheimer ließen jeden Monat 5.500 Exemplare drucken. Zum Heften der Zeitschrift fuhr ich nach Pfullingen und stand den ganzen Tag an der Maschine. Zum Mittagessen war ich immer bei Maiers. So konnte ich mit Ernst und Ilse meine unzähligen Fragen besprechen. Ich war jung und hatte kaum Ahnung von Gemeindegründung. Aber der Herr war treu. In den ersten beiden Jahren dufte ich stark von Ernsts Erfahrungen profitieren. Mit einem Kofferraum voll Zeitschriften fuhr ich jedes Mal dankbar nach Hause.
Übrigens, dieses Blatt steckten wir zwei Jahre lang in sämtliche Briefkästen des Stadtteils Mannheim-Käfertal. Die ersten Menschen, die wir erreichen konnten, von denen sich – Gott sei Dank – auch einige bekehrten, kamen alle aufgrund der Perspektiven mit uns in Kontakt.
Meine ersten KfG-Konferenzen
Im Herbst 1990 konnte ich zum ersten Mal bei einer KfG-Konferenz dabei sein. Sie fand damals noch im Blaukreuz-Heim in Burbach-Holzhausen statt. Kjell Nilzon aus Schweden sprach über Seelsorge. Mehr als von den Vorträgen profitierte ich jedoch von den Begegnungen. Ich lernte viele Brüder kennen, die hauptberuflich oder ehrenamtlich in Gemeindegründungs- oder Aufbauarbeiten mitwirkten. Der Austausch an den Tischen, in den Pausen und auf den Zimmern war unbeschreiblich wertvoll. Ich kam von dieser Konferenz (und später von vielen andern) gestärkt, motiviert und mit vielen Anregungen erfüllt in unsere Arbeit zurück.
1991 war Fred Colvin aus Salzburg der Sprecher. Seine Botschaften schlugen bei vielen der 120 Teilnehmer ein wie eine Bombe. Fred spannte den Bogen von der „Persönlichen Evangelisation“ über praktisch gelebte Jüngerschaft bis hin zur Einsetzung von Ältesten. Sein Vortrag über „Niko und das Murmeltier“ wird vielen unvergesslich geblieben sein. Anhand eines Kinderbuches entfaltete er die Prinzipien der Persönlichen Evangelisation. Bei dieser Konferenz war Wolfgang Bühne zum ersten Mal dabei. Er übernahm dann mehr als 30 Jahre lang bei fast jeder Konferenz den Büchertisch und hielt meistens auch einen Abendvortrag.
Eckehard Strickert
Der frühere Bundeskanzler Konrad Adenauer soll einmal gesagt haben: „Jeder ist, wie er ist – und andere gibt´s keine.“ Das stimmt. Und so war auch Eckehard Strickert, wie er war. Und Gott gebrauchte ihn. Nach allem, was wir wissen, hatte er zuerst die Idee einer „Konferenz für Gemeindegründung“. Warum er und Ernst, den er für diesen Gedanken gewinnen konnte, an eine „Konferenz“ dachten und nicht an einen Bund, das möchte ich weiter unten erläutern. Eckehard konnte im Umgang manchmal schwierig sein. Aber vielleicht wird man das auch einmal von mir sagen.
Als ich ihn kennenlernte, wirkte er noch in Groß-Gerau (südlich von Frankfurt a.M.). Kurze Zeit später zog er um nach Gernsheim am Rhein. Dort gründete er mit etlichen russland-deutschen Familien eine freie Bibelgemeinde. Nach einiger Zeit verließen Eckehard und Bärbel die Gemeinde und kamen zu uns ins etwa 50 Kilometer südlich gelegene Mannheim. Schon in Gernsheim und erst recht in der Mannheimer Zeit lernten meine Frau und ich Eckehard sehr gut kennen. Er war ein Pionier – mit allen Stärken und Schwächen.
1993 zogen die Strickerts nach Rasdorf im Landkreis Fulda, unmittelbar an der Grenze zu Thüringen gelegen. Eckehard wollte bewusst in der Mitte Deutschlands wohnen, um in alle Richtungen seinen Reisedienst ausüben zu können. Doch dazu sollte es leider nicht kommen. Kaum hatte er ein Wohnhaus und Bürogebäude renoviert, da trat eine schreckliche Krankheit auf. Etwa ein Jahr vor dem Heimgang gründete er im Jahr 1995 noch mit zwei weiteren Ehepaaren die heutige „Bibelgemeinde Nordrhön“ in Hünfeld, die Sonntag für Sonntag von mehr als 200 Personen besucht wird. Dem Herrn sei Dank! Eckehard war nicht solch ein herausragender Lehrer wie Ernst. Dafür diente er mehr als Evangelist und Pionier. Unser Gott gebrauchte ihn zur Gründung etlicher Gemeinden und letztlich auch zur Entstehung der KfG.
An dieser Stelle möchte ich hervorheben, dass die Gründerväter nicht irgendwie technisch über Gemeindegründung dachten. Beide hatten ein Herz für verlorene Menschen. Sie waren davon überzeugt, dass Gott diese Welt so sehr geliebt hat, dass er seinen Sohn an das schreckliche Kreuz dahingab (Joh 3,16). Diese Botschaft galt und gilt es jedem Menschen zu vermitteln. Denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden (Apg 2,21).
Die KfG als Plattform
Die Gründerväter trafen sich ab 1983 zu verschiedenen Treffen. Zuerst nannte sich der Kreis „TMG“ (Tagung für Missionare im Gemeindebau), dann zwischenzeitlich „KMG“ (Konferenz für Missionare im Gemeindebau“ und schließlich dann ab 1986 „KfG“ (Konferenz für Gemeindegründung).
Eckehard Strickert, Ernst Maier, Roger Peugh, Rudi Tetzlaff und andere konzipierten die KfG bewusst als „Konferenz“ für Gemeindegründung. Warum? Nun, sie sahen sehr wohl, dass es Vorteile hat, wenn eine Gemeinde zu einem Bund gehört. Vor allem finanzielle. Ich kenne eine junge Gemeinde, die von einem freikirchlichen Gemeindebund sage und schreibe 40.000 Euro Startkapital zur Verfügung gestellt bekam. Manche Gründungsarbeiten wollen durch die Zugehörigkeit zu einem großen, etablierten Gemeindebund von vornherein aus dem Sektenverdacht herauskommen. Schließlich empfinden manche jungen Gemeinden einen Bund sogar als identitätsstiftend. Hier ist leider nicht der Raum, um diese Ansätze von der Schrift her weiter zu beleuchten.
Eckehard Strickert und Ernst Maier hingegen sahen die Nachteile eines Bundes bei Weitem größer als die Vorteile. Bünde gab es in ihren Augen bereits genug. Und sie sahen besonders einen großen Nachteil: Fast alle Bünde haben eigene theologische Ausbildungsstätten. Die Männer und Frauen, die von dort kommen, bringen in der Regel auch die Theologie dieser Ausbildungsstätte mit. Solange dort bibeltreu unterrichtet wird, ist alles gut. Aber was, wenn dort liberales Gedankengut Einzug hält? Die Geschichte einiger Seminare im deutschsprachigen Raum bestätigt die Sorge der KfG-Gründerväter. Und ich bin so dankbar, dass der KfG-Vorstand danach diesen Weg ohne Bund weiter verfolgte.
Die Brüder Strickert und Maier wollten daher eine Plattform schaffen, auf der sich Menschen treffen konnten, die an bibeltreuer Gemeindegründung und Gemeindeaufbau interessiert waren. Deswegen ist die KfG weder ein Dachverband, noch ein Bund, schon gar nicht ein Pseudo-Bund und auch nicht der „Bund der Bundlosen“. Dieses Modell einer Plattform hat sich in den vergangenen 40 Jahren bewährt.
Gute Redner aus den USA
Ernst Maier wurde 1994 – er war damals erst 54 Jahre alt – von Gott in die Ewigkeit abberufen. Die Nachricht von seinem Heimgang erreichte mich im Urlaub in Kärnten. Ich wollte ihm unbedingt die letzte Ehre geben. Ich fuhr die Nacht durch und war am Morgen des 5. August 94 in Pfullingen. Am Vormittag verbrachte ich noch eine Zeit allein an seinem offenen Sarg. Ich dankte dem Herrn sehr für das Lebenswerk von Ernst Maier. Ich hatte ihn nur fünf Jahre lang gekannt – aber wie wertvoll war diese Zeit!
Ein Jahr später erkrankte auch Eckehard Strickert schwer und wurde 1996 in die Ewigkeit abgerufen. Ein Jahr vor seinem Heimgang bat er mich, die Leitung der KfG zu übernehmen. Im November 1995 wurde ich während einer weiteren Konferenz mit Fred Colvin zum 1. Vorsitzenden gewählt und vor den Konferenzteilnehmern unter Gebet eingesetzt. Ich war damals 37 Jahre alt und ich empfand die Last der Bürde. Aber der treue Herr half mir. Die Arbeit ging ohne Bruch weiter.
Ernst Maier hatte durch sein Studium in den USA das Netzwerk der „Independent Fundamental Churches of America“ (IFCA) kennengelernt, zu dem auch Brüder wie John MacArthur, Arnold Fruchtenbaum und Dale Sigafoos gehörten. Aus diesem Hintergrund konnten gute Konferenzredner gewonnen werden. Darum reiste ich zwischen 1996 und 2000 vier Mal in die USA, um Gemeinden und zukünftige Redner kennenzulernen. Auf den folgenden Konferenzen sprachen dann oft Brüder aus den Staaten: Arnold Fruchtenbaum (1996), John MacArthur (1999), Alexander Strauch (2000), Dave Hunt (2001), Jim Petersen (2002), Wayne Mack (2007), Roger Peugh (2010) und so weiter. Diese Männer – und die Sprecher aus Europa ebenso – wurden vom Herrn sehr gebraucht. Unsere bescheidene Arbeit durfte wachsen. Die Konferenzen in Rehe wurden mehrmals von 300 Teilnehmern besucht.
Wichtiger als die Besucherzahlen waren die Auswirkungen. Von manchen wissen wir, anderes werden wir wohl erst in der Ewigkeit erfahren. Ein Beispiel: Die Vorträge von den Konferenzen mit Richard Haverkamp (1984 + 1985) gelangten in Form von Kassetten in die Hände des quirligen Architekten Erwin Keck. Der Herr zündete ein Feuer an, sodass in den Folgejahren etliche Gemeinden im schwäbischen und bayrischen Allgäu entstanden. Auf diese Weise entwickelte sich also ein begabter Gemeindegründer.
Die Zeitschrift „Gemeindegründung“
Ernst Maiers Lehrgabe war wirklich außergewöhnlich. Er nutzte sie sowohl in der Verkündigung als auch in der Literaturarbeit. Zudem war er sehr fleißig. Tagsüber schrieb er, nachts wurde gedruckt. Ernst übernahm von Anfang an die Aufgabe des Schriftleiters. Ich weiß nicht, ob er den Satz von Lenin kannte: „Ich will lieber eine kleine Broschüre schreiben als auf zwanzig Massenversammlungen zu sprechen.“ Lenin kannte offensichtlich die Macht des gedruckten Wortes. Aber Ernst Maier auch. So kam schon im Januar 1985 die erste KfG-Zeitschrift heraus. Als sparsamer Schwabe verschwendete er keinen Platz, sondern bedruckte schon die Titelseite mit dem ersten Artikel – in diesem Fall ein großartiges Plädoyer von Richard Haverkamp „Ich werde meine Gemeinde bauen“ (Abdruck seines Vortrages von der KfG-Konferenz im November 1984).
Dann besuchte Ernst Maier die Bibelschulen und Seminare im deutschsprachigen Raum und stellte die neue Zeitschrift „Gemeindegründung“ vor. Er bot an, die Zeitschrift in der gewünschten Menge gratis an die Ausbildungsstätten zu schicken. So ist es bis zum heutigen Tag geblieben. Auch hier wird die Ewigkeit zeigen, wie viele Seminaristen inspiriert worden sind, in eine Gemeindegründungsarbeit zu gehen.
Prof. Dr. Friedhelm Jung schrieb in seinem Aufsatz „Was ist evangelikal?“ im Mai 2007: „Mit ihrer viermal jährlich erscheinenden Zeitschrift Gemeindegründung wirkt die KfG verbindend und zugleich lehrbildend unter den ihr nahestehenden Gemeinden.“ (Bibelbund – Biblisch Glauben, Denken, Leben Nr. 75, S.7)
Das Internet
Heute hat jeder Kaninchenzuchtverein eine eigene Homepage – damals nicht. Wir als KfG starteten recht früh. 1997 ging www.kfg.org an den Start. Falls sich ein Leser fragt, warum nicht www.kfg.de – nun die Katzen-Freunde Germania (KFG) waren noch schneller als wir. :-) Selbstverständlich half dieses Medium, das Anliegen der KfG bekannt zu machen und gutes Material zum Download bereitzustellen.
KfG-Schweiz und KfG-Ost
In unserem Nachbarland Schweiz gab es ebenfalls Freunde der KfG. 1997 durfte ich zwei Brüder zusammenbringen, die dann gemeinsam die Arbeit starteten. Schon ein Jahr später fand die erste KfG-Konferenz-Schweiz mit dem Kanadier Richard Haverkamp in Beatenberg statt. Es folgten weitere, bis vor einigen Jahren das Interesse an solchen Veranstaltungen sank. Die KfG-Schweiz existiert noch, veranstaltet allerdings zurzeit keine Konferenzen für Gemeindegründung.
Leider besuchten nur sehr wenige Teilnehmer aus den jungen Bundesländern unsere Herbstkonferenz in Rehe / Westerwald. Der Weg war weit und die Kosten relativ hoch. So hatten wir manchmal bei 300 Teilnehmern nur eine Handvoll Ostdeutsche dabei.
Da wurde uns klar, dass wir zu ihnen in den Osten gehen sollten. 2001 unternahm ich eine Erkundungsfahrt und schaute mir ein Haus im Norden von Brandenburg an: Groß Väter am gleichnamigen See. Von 2002 bis 2019 hatten wir dort sehr gute Konferenzen mit Sprechern wie Haverkamp, Colvin, Herrmann, Peters, Mauerhofer, Fruchtenbaum, den Tripp-Brüdern u.a. Während der Corona-Zeit mussten wir im Osten pausieren. Seit 2023 finden die Ost-Konferenzen in der Lutherstadt Wittenberg statt.
Gibt es eine Perspektive für die Zukunft?
Heute haben wir glücklicherweise nicht mehr die gleiche Situation wie in 1983. „Gemeindegründung“ war an vielen theologischen Ausbildungsstätten ein Unwort. Ich denke daran, wie ich 1997 an einer Bibelschule die Arbeit der KfG vorstellen sollte. Ich wurde allerdings vom Leiter gebeten, das Wort „Gemeindegründung“ möglichst nicht zu verwenden. Inzwischen wird an fast allen Bibelschulen das Fach „Gemeindegründung“ gelehrt. Das ist eine erfreuliche Entwicklung. Wird dann die KfG überhaupt noch gebraucht?
Im Mai 2023 trafen wir uns mit zirka 30 überwiegend jungen Brüdern in Mittelfranken. Wir stellten ihnen die Arbeit der KfG vor und dachten gemeinsam mit ihnen über Gemeindegründung in der Zukunft nach (siehe Artikel von Andreas Edinger). Wir hatten völlige Übereinstimmung darin, dass Gemeindegründung und bibeltreuer Gemeindebau im deutschsprachigen Raum gebraucht wird wie eh und je.
Bitte beten Sie mit uns, dass engagierte Brüder bereit sind, sich nicht nur in ihrem örtlichen Kontext für Gemeindegründung einzusetzen, sondern auch darüber hinaus! Wir älteren Brüder möchten gerne den Stab an die nächste Generation weitergeben.
Wie die KfG mein Leben verändert hat
Nein, es war natürlich nicht die KfG, sondern der lebendige Gott hat dieses kleine Missionswerk gebraucht, um mir die Augen für die Wichtigkeit von Gemeindegründung und bibeltreuem Gemeindeaufbau zu öffnen. Er hat mich mit Eckehard Strickert und Ernst Maier Vorbilder gegeben, die für diese Anliegen gelebt haben. Später kamen viele andere hinzu: Fred Colvin, Daniel Herrmann, Richard Haverkamp, Walter Mauerhofer, Roger Peugh etc. Es bleibt dabei – Gemeinde baut der, der gesagt hat: „Ich werde meine Gemeinde bauen“ (Mt 16,18). Er tut es mit uns schwachen Werkzeugen. Aber er tut es.
1989 hielt Eckehard Strickert einen Vortrag, in dem er die Zielsetzung der „Konferenz für Gemeindegründung“ (KfG) wie folgt beschrieb:
„Wir wollen keinen Utopien nacheifern. Wir haben auch nicht vor, die bestehenden Kirchen abzubrechen. Wir sind jedoch realistisch genug, um zu erkennen, dass sich der Einfluss der Kirchen in den kommenden Jahren weiter verringern wird. Deshalb brauchen wir, um Deutschland zu missionieren, viele neue Gemeinden, die sich zur ganzen Bibel bekennen. Wir sollten den Mut haben, einen Neuanfang zu wagen.“ Quelle: Gemeindegründung, Nr. 20, Okt.-Dez. 1989, S. 41
Genau. Lasst uns für eine Neubelebung beten!