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Im Rahmen unserer Vorbereitung für die Mission verbrachten wir, meine Frau und ich, zwei Jahre in den USA. In dieser Zeit hatten wir die Gelegenheit, einige sehr gute, vom Wort Gottes her klar stehende Gemeinden kennenzulernen. Wir waren beeindruckt von der guten, bibeltreuen Verkündigung und der guten Gemeinschaft in den Gemeinden. Da wir in Deutschland innerhalb der Lutherischen Kirche aufgewachsen waren, hatten wir diese Art der Gemeinde nie kennengelernt.

Wir hatten auch das Vorrecht, ein Ehepaar kennenzulernen, das sich im Reisedienst vorbereitete, um in Deutschland Menschen für Christus zu gewinnen und biblische Gemeinden zu gründen.

Nach einem weiteren Jahr der Vorbereitung in Deutschland brachen wir im Februar 1964 nach Pakistan auf, um in Zusammenarbeit mit der Child Evengelism Fellowship und den bereits bestehenden Gemeinden das Evangelium besonders den Kindern zu verkündigen. Im Vergleich zu heute hatten wir zu der Zeit noch viel Freiheit mit den Menschen über Jesus zu reden. Die muslimischen Kinder mit der Botschaft zu erreichen war allerdings nicht möglich. Auch die wenige Christen konnten wir kaum motivieren, ernsthaft mitzuarbeiten.

Vom Jugendkreis zur Gemeinde

Aus verschiedenen Gründen führte unser Weg zurück nach Deutschland. Gleichzeitig reifte in uns die Motivation, hier in Deutschland mit einer Gemeindegründung zu beginnen. Wir erinnerten uns noch gut an unseren sechsmonatigen Dienst in einer der Gemeinden in USA, mit der wir immer noch in Verbindung standen. Diese und andere Gemeinden dienten uns als Vorbild.

Auf eine Unterstützung in Deutschland war nicht zu hoffen. „Wir haben doch schon so viele Gemeinden“, war die Antwort aus unserem Bekanntenkreis. Ermutigung bekamen wir von Ernest Klassen, dem Gründer und Lehrer unserer Bibelschule. Eine Wohnung mit einem großen Wohnzimmer in einer Siedlung in Bielefeld war des Herrn Antwort auf unser Gebet. Gleichzeitig bekam ich einen Ausbildungsplatz zum Krankenpfleger in Bielefeld. Beim Umzug im September 1975 schlossen unsere Kinder, die damals im Teenagealter waren, schon die ersten Freundschaften in der Siedlung.

Am letzten Samstag im September folgten bereits fünf Jugendliche der Einladung zu unserer ersten Jugendstunde in unserem Wohnzimmer. Am Montag darauf begann meine Ausbildung zum Krankenpfleger. Es folgten drei schwere Jahre. 40-Stunden Woche im Krankenhaus plus das Aufarbeiten des Unterrichts.

Die wöchentlichen Jugendstunden wurden immer größer. Bald kamen auch die Bibelstunden für Erwachsene hinzu. Nach etwa sechs Monaten begannen ebenfalls Gottesdienste am Sonntag. Alles im Wohnzimmer. Die Hauptlast trug dabei meine Frau Christa. Die Jugendlichen aus der Siedlung klingelten täglich an unserer Tür, unsere Kinder unterstützten uns tatkräftig. Im Sommer führten wir jeweils auch eine Zeltfreizeit durch.

Bald drängten sich am Sonntag bis zu 35 Jugendliche in unserer Wohnung. Darunter auch einige Erwachsene. Dreieinhalb Jahre später, nach Beendigung meiner Ausbildung, konnten wir einen Saal mit zwei Jugendräumen mieten, einige Jahre später auch ein älteres Haus kaufen und umbauen.

Der Segen der KfG

1984 traf ich Eckehard Strickert. Eckehard informierte mich über das Treffen der Geschwister mit dem Ziel, neue Gemeinden in Deutschland zu gründen. Dieser Gedanke interessierte mich sehr. Bei dem zweiten Treffen waren wir dabei. Richard Haverkamp berichtete über die Gründung neuer Gemeinden in Belgien. Er motivierte uns, auch in Deutschland biblische Gemeinden zu gründen.

In dieser und den folgenden Konferenzen lernten wir viele Geschwister kennen, die das gleiche Ziel hatten, das der Herr auch uns aufs Herz gelegt hatte. Auf diesen Konferenzen wurden wir immer wieder neu ermutigt, mit unserer Gemeindegründung fortzufahren.

Eine Gemeindegründung bringt viel Freude, aber auch viele Enttäuschungen und Entmutigungen mit sich. Die Bruderschaft und der Austausch in der KfG ermutigten uns immer wieder. Die vielen guten Vorträge bei den Konferenzen gaben uns oft neu die Gewissheit, dass wir lehrmäßig auf dem richtigen Weg waren.

Die biblische Gemeinde wird von allen Seiten angegriffen. Alte und viele neue Lehrströmungen greifen uns in der Gemeinde an. In den Städten, in denen viele Gemeinden sind, wechseln die Gläubigen leicht die Gemeinde. Sie bringen oft fragliche bis falsche Lehren mit. Junge Leute sind leicht anfällig für die modernen Strömungen in den Liedern und der Musik. Es ist nicht leicht, in diesen Bereichen die Geschwister zu leiten. Solche Auseinandersetzungen führen oft zu Spaltungen.

In den ersten Jahren unserer Gemeinde war es leicht, sie zu führen. In den folgenden Jahren wurde es immer schwieriger. Manchmal muss man schmerzliche Entscheidungen treffen. Als Leiter und Ältester einer Gemeinde muss man selbst seine eigenen Entscheidungen überprüfen und hinterfragen.

Nach 48 Jahren des Gemeindebaus und Gemeindeführung blicken meine Frau und ich dankbar auf die Bruderschaft in der KfG zurück. Die Bruderschaft und der Austausch stärkten uns sehr. Auch im Blick auf Lehrentscheidungen waren uns die Brüder und die Konferenzen in der KfG eine große Hilfe.